Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 3)

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sorgt nun durch starke Befestigungen dafür, dass diese Insel 
uns nickt wieder entrissen wird, ja dass sie sogar die deutsche 
Nordseeküste wirksam schützen kann. 
Grün ist das Land, 
rot ist die Wand, 
weiss ist der Strand: 
das sind die Farben von Helgoland. 
Nach Verschiedenen. 
159. Die Halligen. 
An der Westküste von Schleswig finden sich, umflutet von den 
Wogen der Nordsee, mehrere Inseln, die als Überreste einer zusammen¬ 
hängenden Landstrecke, welche dem Meere zum Raube geworden ist, 
den Bewohner des Küstenlandes daran erinnern, sich mit allen ihm zu 
Gebote stehenden Mitteln der Fluten zu erwehren. Die größeren dieser 
Eilande sind teils durch Deiche, teils durch Dünen vor den Wogen 
geschützt, die täglich neue Versuche machen, die letzten Brocken ihres 
großen Raubes in den gierigen Schlund des Meeres hinabzuziehen. 
Die kleineren Eilande werden Halligen genannt. Sie sind flache 
Grasfelder, kaum 1 m über dem gewöhnlichen Stande der Flut, 
und werden daher oft wohl zweimal an einem Tage vom Meere über¬ 
schwemmt. Die bedeutendsten Halligen sind noch nicht eine halbe 
Quadratmeile groß; die kleineren, oft nur von einer Familie bewohnten, 
sind kaum tausend Meter lang und breit; die kleinsten sind unbewohnt 
und dienen nur dazu, ein wenig Heu zu gewinnen, das aber sehr oft, 
ehe es geborgen werden kann, von den Fluten weggespült wird. Das 
gewonnene Heu wird in Diemen zusammengehäuft, über die ein an 
beiden Enden mit Steinen belastetes Ftechtwerk von Stroh herabhängt; 
hierdurch gewinnen sie eine solche Festigkeit, daß nur mit eisernen 
Spaten etwas abgestochen werden kann. Diese Heuberge an der Seite 
des Hauses geben oft noch eine Zuflucht, wenn die Mauern von der 
Gewalt der Welleü niederstürzen. Auf künstlichen Erderhöhungen oder 
Werften stehen die einzelnen Wohnungen, die selten mehr Raum auf 
'der sich schräg absenkenden Höhe lassen, als zu einem schmalen Gange 
üm die Hütte erforderlich ist. Daher trifft man denn auch auf allen 
Halligen keinen Fleck Gartenland für ein wenig Gemüse, keinen einzigen 
Strauch niit einer erquickenden Beere, keinen Baum mit einem Ruhe¬ 
platz im Schatten. Nicht eimnal gutes Trinkwasser findet man dort. 
Auf der Werste wird ein Behältnis ausgegraben und ringsum mit 
Rasen belegt; dahinein läßt man sich das Regenwasser von oben her 
sammeln oder von den Seiten durchsickern; es dient den Schafen zur 
B. IV. R. 15
	        
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