Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 3)

Maximilian I. 1493 — 1519. 
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Maximilian I. 1493-1519. 
§ 91. Maximilian und die Reichsreform. Maximilian I. ist wmtnatt» 
einer der begabtesten und vielseitigsten deutschen Könige gewesen. Er war ite*wt. 
ein Meister in allen ritterlichen Fertigkeiten, „der letzte Ritter", wie man 
ihn genannt hat; noch als König warf er einst auf einem Reichstag zu 
Worms einen französischen Ritter, der die deutsche Ritterschaft herausforderte, 
im Turniere in den Sand. Auf den verschiedensten Gebieten des Kriegs¬ 
wesens war er ein Kenner, brachte Verbesserungen im Geschützwesen an 
und machte sich um die Ausbildung der Landsknechte so verdient, daß er der 
„Vater der Landsknechte" genannt wurde. Dazu hatte er starke künstlerische 
und wissenschaftliche Neigungen: er war ein Gönner der Gelehrten, welche 
sich damals mit Begeisterung in das Studium der alten Schriftsteller ver¬ 
senkten, der Humanisten, und ein Förderer der Kunst, der dem größten 
deutschen Maler, Albrecht Dürer, Aufträge erteilte. Aber trotz seiner 
hohen Gaben, die sich mit großer Liebenswürdigkeit und Leutseligkeit ver¬ 
banden. ist er dem deutschen Volke nicht das geworden, was man von ihm 
hoffte. Ihm wohnte ein abenteuerlicher, unsteter Sinn inne; er wechselte 
oft in seiner Politik; auch schwebte ihm immer mehr das Interesse seines 
Hauses als das Wohl des deutschen Vaterlandes vor Augen. 
So ging denn Maximilian auch auf die Gedanken einer Reichsreform, Reichsreform, 
wie sie damals besonders von dem Erzbischof Berthold von Mainz 
vertreten wurden, nur widerwillig ein, weil er von ihrer Durchführung 
eine Schmälerung der königlichen Gewalt durch die Reichsstände be¬ 
fürchtete. Doch wurde auf mehreren Reichstagen wenigstens einiges er¬ 
reicht. Es wurde ein ewiger Landfriede verkündet; es wurde ein 
Reichskammergericht geschaffen, ein oberstes Reichsgericht, das man 
bisher besonders schmerzlich entbehrt hatte, und das Reich wurde zur 
besseren Durchführung des Landfriedens in zehn Kreise geteilt. Auch 
eine Reichssteuer beschloß man, den gemeinen Pfennig, dessen Erhe¬ 
bung sich aber bald als undurchführbar erwies; und so blieb das deutsche 
Reich auch ferner ohne eigene Einnahmen. 
§ 92. Das Erstarken der westeuropäischen Mächte. Daß das da- Europäische 
malige deutsche Reich so ohnmächtig, so zerspalten, so wehrlos war, war iun,en. 
deshalb besonders zu beklagen, weil eben zu dieser Zeit die westeuro¬ 
päischen Staaten, durch Begründung einer starken königlichen Gewalt 
gekräftigt, einen bedeutsamen inneren Aufschwung nahmen und nunmehr 
zum Teil ihre Kräfte nach außen wandten und die Bahn der Erobe¬ 
rungen betraten.
	        
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