Der Seeweg nach Ostindien. 3
Noch mehr aber wuchs die Zahl seiner Anhänger, als bald darnach, 1515
und 1517, die zwei Bände der berühmt gewordenen „Briefe unbekannter
Männer" (epistolae obscurorum virorum) erschienen. Hreunde Keuchlins,
darunter der (Erfurter (Belehrte (Erotus Rubianus und Ulrich von Hutten,
geißelten darin die Beschränktheit ihrer Gegner mit solchem Erfolg, daß man
ihresgleichen noch heute mit dem Namen „Dunkelmänner" bezeichnet.
Entdeckung Amerikas und -es Seewegs nach Ostindien.
Die großen Entdeckungen des 15. und 16. Jahrhunderts stehen mit
dem Wiederaufleben der klassischen Studien im Zusammenhang. Durch die
Humanisten wurden nämlich die großen Kenntnisse der Griechen in Geo¬
graphie, Mathematik und Astronomie neu erschlossen.
Die Lehre von der Kugelgestalt der Erde, die schon im Altertum auf¬
gekommen war und in Aristoteles ihren bedeutendsten Vertreter gefunden
hatte, erhielt nun die weiteste Verbreitung. Zn die Wissenschaft der Geo¬
graphie wurde in Nürnberg der junge Martin Behaim, ein Patrizier söhn,
durch den Mathematiker Kegiomontan (Johann Müller aus Königsberg in
Unterfranken) eingeführt. Er sollte nachmals den Portugiesen bei ihren
Entdeckungsfahrten an der Westküste von Afrika wertvolle Dienste leisten.
Martin Behaim ging früh als Kaufmann nach den Niederlanden und von
da nach Portugal, wo er sich einer jener Expeditionen anschloß, die sich die Auffin¬
dung eines Seeweges nach Indien zum Ziel gesetzt hatten. Behaim unterwies
damals seine Umgebung im Gebrauch des Jakobsstabes, eines Instrumentes zur
Messung des Vinkels, den ein sichtbarer Stern mit dem Horizont bildete, sowie der
(Ephemeribentafel, auf der die täglichen Abstände der Sonne vom pol verzeichnet
waren. Sie dienten als Hilfsmittel zur Bestimmung der Ortszeit und der geo¬
graphischen Breite. Später ging er nach $ayal, einer der Azoren, wo er sich in
einer vlämischen Kolonie dauernd niederließ. Auf kurze Zeit nach Nürnberg zu¬
rückgekehrt fertigte er den ältesten bekannten Globus an, der jetzt im Germani¬
schen Museum daselbst gezeigt wird. (Er starb 1507 in Lissabon.
während die Stellung der Erde zu den übrigen Gestirnen um jene Zeit
zum erstenmal in dem 1543 erschienenen Werke des Zrauenburger Domherrn
Kopernikus ihre wissenschaftliche Begründung erhielt, wurde die Kennt¬
nis der Erdoberfläche gewaltig erweitert durch die (Entdeckungsfahrten der
Portugiesen und Spanier. Jene waren im 15. Jahrhundert eifrig bemüht
einen Seeweg nach Indien aufzufinden. Bartholomäus Diaz ge¬
langte bei diesen versuchen 1486 zum Kap der Guten Hoffnung, vasco 1486
da Gama 1498 nach (Ealicut an der Malabarküste, dem Mittelpunkt des 1498
indischen Gewürzhandels. Zwischen diese beiden Zährten aber fiel jenes