Full text: Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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holen und den Bund zu weihen. „Dann,“ sprach err 
„leget ihn der Maid in den Schofs.“ Da war es, als 
lache unter des Schleiers Verhüllung die Braut, und 
ein grimmes Lachen unter den Linnen erscholl, als 
geschah, was der Fürst geboten hatte. Jetzt erhebt 
sich die Braut; die Hülle fällt von ihrem Haupte. Da 
steht Thor, furchtbar dem Anblick, den nackten Arm 
erhoben, den Hammer in der nervigen Faust. Des 
Saales Festen wanken und beben, ein Donnerschlag er¬ 
schüttert das Haus, ein funkelnder Blitz flammt durch 
die Halle. Schon liegt Thrym mit zerschmettertem 
Haupte am Boden; es sinken Gäste und Knechte unter 
den Hammerschlägen. Die feurige Lohe steigt aus dem 
Giebel empor, und Haus und Hof stürzen krachend zu¬ 
sammen. Ein dampfender Trümmerhaufe zeigt die 
Stätte, wo der mächtige Thrym gewaltet hatte. Di& 
Sonne bestrahlt den Ort der Verwüstung, das zerklüftete 
Gestein, den aufgerissenen Boden und den siegreichen 
Gott, der die feindlichen Mächte bewältigt hat. Von 
seiner Stirne sind die Wetterwolken des Zornes ver¬ 
flogen. Mild und freundlich ruft er die Menschenkinder, 
dafs durch ihren Fleifs aus der Zerstörung neues Leben 
erstehe, dafs Höfe und Wohnungen, Ackerbau und Ge¬ 
werbe, Gesetz und Sitte erblühen. Da wandern in das 
gewonnene Land Acker und Bauleute mit Hacken, 
Spaten und Pflug, Hirten mit ihren Herden und starke 
Weidmänner, Bären und Wölfe zu erlegen. In ihrer 
Mitte aber erscheint der wohlthätige Gott, Marksteine auf¬ 
richtend, Grenzen bezeichnend. Das dankbare Volk feiert 
ihm zu Ehren frohe Feste und gelobt ihm die Erstlinge 
der Früchte als Opfer. Dann besteigt er mit Loki den 
Wagen und fährt, froh seiner Thaten, zur Götterburg_
	        
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