Full text: Der allgemeine Geschichtsunterricht (Unterrichtsstufe 3)

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nach der anderen. Ms 1435 Philipp der Gute Frieden mit Karl VII. schloss, 
war bald Calais die einzige Besitzung der Engländer. Der Krieg endete ohne 
Friedensschluss; 100 Jahre später verloren die Engländer auch Calais. Unter 
Karl VII. wurde in Frankreich das erste stehende Heer gebildet und von ihm bei 
Gelegenheit des Schweizerstreites, in dem die Schlacht Lei St. Jacob a. d. Birs 
vorfiel, zum erstenmale in einer Proklamation die Behauptung ausgestellt, Stra߬ 
burg und alle Länder am linken Rheinufer gehörten zu Frankreich. 
§. 72. England, Frankreich und Burgund am Ende des 
15. Jahrhunderts. Gegen Heinrich VI. bildete Richard, Herzog von Pork, 
ein Urenkel Eduard's III., eine mächtige Partei und begann einen. Bürgerkrieg, 
der nach den Zeichen der Parteihäupter der Krieg der rothen (Lancaster) und 
weißen (York) Rose heißt und an Greueln kaum seinesgleichen kennt. Richard 
erlag, aber sein Sohn Eduard IV. (1461—1483) bemächtigte sich des Throns. 
Unter ihm fand Heinrich VI. im Tower den Tod. Seinen eigenen Bruder mordete 
er selbst, und als er mit Hinterlassung zweier unmündiger Prinzen starb, ließ sein 
jüngster Bruder, Richard III. (1483 —1485), diese erwürgen und setzte sich die 
Krone auf.. Er fiel in der Schlacht von Bosworth gegen Heinrich Tudor, einen 
Spross des 'Hauses Lancaster, der nun als Heinrich VII. (1485 — 1509) den 
Thron bestieg und durch seine Vermählung mit der Tochter Eduard's IV. eine 
Versöhnung der Parteien bewirkte. 
In Frankreich befestigte Ludwig XI. (1461—1483) die Unumschränkt- 
heit der Monarchie und vereinigte alle großen Sehen außer Navarra und der 
Bretagne mit der Krone. Seine Nachfolger, Karl VIII. (1483 —1498) und 
Ludwig XII. (1498—1515) führten vergebliche Kriege um den Besitz Italiens; 
die Bretagne wurde ebenfalls unter ihnen mit der Krone vereinigt. 
In Burgund folgte auf Philipp den Guten fein Sohn Karl der Kühne 
(1467—1477). Karl strebte dahin, sein Reich zu einem Königreich zu erweitern; 
mit einer mutigen und auch edlen Gesinnung vereinigten sich in ihm Unbesonnen¬ 
heit und Übermut. In seinem Kampf gegen Lothringen und die Schweizer, der 
durch die diplomatische Schlauheit des auf feine Macht eifersüchtigen Ludwig XI. 
hervorgerufen war, wurde er in drei Schlachten (Granfon, Murten, Nancy) voll¬ 
ständig geschlagen und fand selbst seinen Tod auf der Flucht. Die Besitznahme 
des burgundischen Reiches durch Frankreich wurde durch die Vermählung von Karl's 
Tochter, Maria, mit Maximilian I. verhindert (1479). Der Sohn Maria's, 
Philipp, heiratete später Johanna von Spanien; der Sohn Philipp's und der 
Johanna, Karl (1500 in Gent geboren), ward Erbe des ganzen spanischen und 
burgundischen Reichs. Er vereinigte die Niederlande, an denen sein Herz besonders 
hing, zu einem Ganzen, ohne aber der Selbständigkeit und den Nationalrechten 
der einzelnen Theile zu nahe zu treten. 
§.,73. Spanien und Portugal. In Kastilien trat nach Alphons X. 
(t 1284) eine lange Periode der Zerrüttung ein, die nur durch die glanzvolle 
Regierung Alphons' XI. (1324—1350) unterbrochen wurde (Eroberung von Al- 
gezira). Als Jsabella (1474 — 1504) den Thron erbte, hatte das Königtum 
alles Ansehn verloren. In Aragonien, das mit Barcelona und Sicilien ein 
Reich bildete, erlosch 1410 der barcelonische Mannerstamm; die Städte wählten 
Ferdinand von Kastilien zum König. Ferdinand der Katholische (1479
	        
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