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uhren durch Peter Hele u. I. 1500, des Lumpenpapiers u. I. 1300, der Kupfer¬
stecherkunst , e. 1450, der Brillengläser, c. 1300, Erwähnung.) Nächst den Er¬
findungen aber waren die Entdeckungen neuer Länder und neuer Handelswege
von großer Wichtigkeit. Die den Portugiesen zukommende Entdeckung des See¬
weges nach Ostindien (Prinz Heinrich der Seefahrer, Bartholomäus Diaz,
Vasco de Gama 1498) gab dem ostindischen Handel, der bisher von Venedig und
Genua durch Vermittelung der Muhamedaner besorgt worden war, eine ganz andere
Richtung. Nachdem sich > die Portugiesen Niederlassungen in Ostindien erkämpft
hatten (Almeida, Albuquerque), bei welcher Gelegenheit Kabral Brasilien entdeckte
- (1500), wurde Lissabon Sitz des Welthandels. Von noch viel größerem Einfluss
war die Entdeckung Amerika's durch den Genuesen Christoph Kolumbus
(1492—1506). Er entdeckte mehrere Inseln (Guanahani, Kuba, Hayti, Jamaika)
und drang bis an die Nordostküste von Südamerika vor (Amerrgo Vespncci
der erste Beschreiber des neuen Welttheils). Balböa (1514) überstieg die Landenge
von Panama und endeckte den stillen Ozean, Magelhaens (1515) erreichte auf dem
neu entdeckten Wege die ostindischen Inseln. Ferdinand Cortez (1520) eroberte
mit 500 Spaniern Mexiko, die Hauptstadt des mexikanischen Reichs, und stürzte
die barbarischen Einrichtungen desselben, Pizarro unterwarf das goldreiche Peru
(1530). Die Macht und der Umfang des spanischen Reiches stieg durch diese
Entdeckungen aus eine außerordentliche Höhe; dies kam aber am meisten den spa¬
nischen Königen zugute, die, im Überfluss der Schätze, nun jeder Rücksicht aus die
Freiheit des Volkes entbunden waren. Die meisten Entdecker und Eroberer wurden
mit schnödem Undank belohnt; die Gefahren, denen sie auf ihren Reifen ausgesetzt
waren, schreckten den kühnen Unternehmungsgeist nicht ab. Die Behandlung der
eingeborenen Indianer (kupferbraune Rasse) von Seiten der Europäer war höchst
grausam; sie wurden zu Sklavendiensten gebraucht, denen ihre physische Kraft nicht
gewachsen war; daher zog man später die stärkeren afrikanischen Neger vor (Las
Casas, Sklavenhandel). Den Europäern wurden neue Lebensmittel (Kartoffeln,
Kaffee, Thee, Zucker) zugeführt, reiche Schätze an Gold kamen nach Europa; den
bleibendsten und reinsten Gewinn trug indess die Wissenschaft davon.
§. 77. Der Einftnss -es Altertums ans Literatur nn- Kunst.
In Italien erhielt im 15. Jahrh, das Studium des Altertums einen unge¬
meinen Aufschwung, der durch die Eroberung Konstantinopels (Laokoon, Apollo
von Belvedere) begünstigt wurde. Die Aldinische Buchdruckerei in Venedig ver¬
breitete die klassischen Autoren, das barbarische Mönchslatein ward verdrängt, die
* Scholastik wich einer wissenschaftlichen Kritik (Laurentius Valla). Diese Begeiste¬
rung für das Altertum, in die auch die italienische Geistlichkeit hineingerissen wurde,
gab dem Kirchentum einen heftigen Stoß, begünstigte aber auch anderseits einen
unchriftlichen Sinn, der nur auf Lebensgenuss und Selbstsucht bedacht war. Von
Italien aus verbreiteten sich die „Humanisten" Über das ganze Abendland;
ihren Gegnern, zu denen vorzugsweise die Dominikaner gehörten, gaben sie den
Namen „Obskuranten". Die lateinische Sprache ward allgemein herrschend
und ein gemeinsames Band für die Gleichgesinnten aller Länder. Am meisten
drang die neue, freiere Denk- und Lebensweise in Deutschland ein, wo ein bil¬
dungsfähiger Bürgerstand sich selbständig entwickelt hatte; Universitäten entstanden
(Leipzig, Rostock, Greifswald, Bafel, Tübingen, Wittenberg u. a.) oder gelangten