Full text: Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte (1 = Quarta)

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hochgesinnte Männer hervor, die im Sinne der großen Ahnen han¬ 
delten und im Dienste des Staates Großes leisteten, aber die meisten 
jungen Adeligen waren verderbt, unsittlich und unfähig, und trotz¬ 
dem kamen sie an die Spitze des Staates, dem sie dann Schaden 
und Schande brachten. 
Die italischen Bundesgenossen, auf denen hauptsächlich die 
äußere Macht Roms beruhte, waren mit vollem Rechte aufgebracht 
und erbittert. Sie mußten, ohne gefragt zu werden, unaufhörlich 
die größten Opfer an Geld und Blut bringen, von denen doch nur 
die Römer Vorteil hatten. Von jedem römischen Bürger mußten 
sie sich hochmütig behandeln lassen. Auch hatte das Land unter 
Ausständen der Sklaven, die vielfach unmenschlich behandelt wurden, 
viel zu leiden. 
Der Wohlstand der Provinzen sank schnell. Von den römischen 
Prokonsuln, die ganze Scharen von beutegierigen Anhängern mit¬ 
brachten, wurde alljährlich jede Provinz ausgeplündert. Aber auch 
Steuern und Zölle, zu denen die Provinz verpflichtet war, wurden 
in unbarmherziger Weise eingetrieben, da sie der Staat an Aktien¬ 
gesellschaften, die sich aus den reichsten Bürgern Roms, den Rittern, 
bildeten, verpachtet hatte. Scharen von Zöllnern, die an dem 
Gewinne beteiligt waren, trieben die Steuern auf unbarmherzige 
Weise ein. 
So herrschten Rückgang und Unzufriedenheit überall im rö¬ 
mischen Reiche; der sittliche Verfall, dem die römische Bürgerschaft 
preisgegeben schien, ließ das gewaltige Staatsgebäude in seinen 
Grundfesten wanken. 
r. Die beiden Gracchen (133—121). 
Da unternahm es ein hochsinniges Brüderpaar, die Gesundung 
der Verhältnisse durch eine tiefgreifende Reform des Staates 
herbeizuführen. 
Tiberius und Gajus Gracchus entstammten einer 
vornehmen plebejischen Familie, den Semproniern. Die 
Mutter der Gracchen, K 0 r n e l i a , war die Tochter des älteren 
Afrikanus. Sie hatte ihren hochbegabten Söhnen die sorgfältigste 
Erziehung gegeben und alle hervorragenden Männer Roms in ihr 
Haus gezogen, um die Gesinnung der Jünglinge günstig zu be¬ 
einflussen und ihre Kenntnisse zu erweitern. Stolz blickte sie auf die 
schönen, begabten und tüchtigen Jünglinge, von denen man all¬ 
gemein Großes erwartete. Als sie einst den Besuch einer vonehmen 
Dame erhielt, welche mit kostbarem Schmucke behängen war und 
an sie die Bitte richtete, ihr doch ihre Schmucksachen zu zeigen,
	        
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