Nordafrika, 61
Land französisch geworden, ist sehr viel für dessen wirtschaftliche Entwicklung geschehen.
Ausgeführt werden besonders Frühgemüse, Wein, Halsa und Kork.
3. Tunis, ein von einem Bey (= Fürst) regierter französischer Schutzstaat
(2 Mill. Einw.). Einst wegen seines Getreidereichtums eine der wertvollsten Pro-
vinzen des römischen Reiches, war es bis in die jüngste Zeit wirtschaftlich bedeutungslos.
Neuestens aber beginnt das Land — dank der französischen Schutzherrschaft — sich
wieder zu erholen. Schon jetzt liefert es reichlich Phosphate, Ol und Datteln. —
Hauptstadt Tunis, 200000 Einw.; in der Nähe die Ruinen von Karthago. An
der NO.-Spitze der französische Kriegshasen Biserta.
4. Die türkische Provinz Tripoli. Ostlich von den Atlasländern stößt das
afrikanische Tafelland unmittelbar an die Mittelmeerküste und erreicht im Plateau
von Barka eine Höhe von 600m. Der vom spärlichen Winterregen benetzte Küsten-
strich besitzt noch Anbau, streckenweise aber tritt die Wüste hart ans Meer heran. An
der Küste liegt Tripoli, die Hauptstadt und der Ausgangspunkt der Karawanen-
straßen, die über Mursuk, die Hauptstadt der dattelreichen Oasenlandschaft Feffan,
nach dem Sudan führen. In neuester Zeit hat Italien seine Hand auf Tripolis gelegt.
Die Sahara.
Ausdehnung. Die Sahara, nur wenig kleiner als Europa, erstreckt sich
vom Atlantischen Ozean bis zum Roten Meer. Sie ist die größte Wüste der Erde.
Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit. Im allgemeinen ist die Sahara
ein Sand- und Kalksteinplateau von 200—600 m Höhe, durchzogen von mehreren
Granit- und Basaltgebirgen. Der westliche Teil hat teilweise Tieflandcharakter und
ist vorwiegend Dünen wüste (Areg); namentlich gegen die Meeresküste hin entstand
infolge des aus NO. kommenden Passats eine außerordentlich starke Anhäufung
des Flugsandes. — Der mittlere Teil wird von mehreren Gebirgsgruppen er-
füllt, unter denen das Gebirgsland von Tibesti 2500 m Höhe erreicht. —
Die Libysche Wüste bis zum Nil ist eine ebene, steinige Hochfläche (die Hammada)
und der ödeste und trostloseste Teil der ganzen Sahara. — Die Arabische
Wüste endlich zwischen Nil und Rotem Meer, von Quertälern durchrissen, gewährt
das Bild einer wild zerklüfteten Landschaft. Die Sahara zeigt somit eine mannig-
fache Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit.
Klima. In klimatischer Beziehung zählt die Wüste zu den heißesten
Strichen der Erde. Die Temperatur der Luft steigt bis 56°, die des Sandes
bis 70°. Bei Nacht hingegen fällt das Thermometer infolge der raschen Ab-
kühlung des Bodens mitunter auf —5°. Außerordentliche Wärmeschwankungen
kennzeichnen das Klima der Wüste.
Niederschläge sind außerordentlich selten.^ Mit Ausnahme des Nil
durchziehen die Sahara keine Flüsse. Gefürchtet sind die heißen Glutwinde,
Samum (der Vergiftete) und Chamsin genannt.
Flora und Fauna. Infolge der Regenarmut und der vielfachen Be-
deckung des Bodens mit Sand und Steinen ist die Wüste auf große Strecken hin
gänzlich wasserlos und entbehrt dann jeder Vegetation. Reiches Leben sindet
sich.nur in den Oasen, wo in beckenartigen Vertiefungen Qnellen oder (durch
künstlichen Aufschluß) Brunnen zutage treten. Der Boden trägt hier Datteln,
Getreide, selbst Wein und Südfrüchte. Neuere Forscher schätzen übrigens den
Weide- und Oasengrund der Sahara auf % ihrer Gesamtfläche. — Nur der
Fischer-Geistbeck-Bappert, Erdk. f. Lehrerbildungsanstalten. III. 5