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Beschaffenheit des Bodens, ausbildeten. Der Sonne galt die älteste und 
höchste Verehrung der Aegypter und es kann dieser Kultus als allgemeine 
Grundanschauung des ägyptischen Glaubens angenommen werden. R a 
war der Name des ältesten Sonnengottes und die Aegypter glaubten den 
andern Göttern eine besondere Ehre zu erweisen, wenn sie ihrem Namen 
das heilige Wort Ra beifügten. Auch den Namen Pharao, mit welchem 
die Hebräer die ägyptischen Könige benannten, leitet man von diesem 
Worte ab, die Silbe Pha bildet den Artikel; sie selbst bezeichneten sich 
ja auf ihren Inschriften als „ Söhne der Sonne". An diese Gottheit, 
welcher der rasch fliegende und scharf sehende Sperber geheiligt war, 
knüpft sich die schöne öage von dem Vogel Phönix, der alle fünfhundert 
Jahre, vom Morgenlande kommend, in dem heiligen Sonnentempel sich 
selbst in wohlduftendem Weihrauch verbrannte, um verjüngt aus der 
Asche wieder aufzuleben. Auch die den Aegyptern ureigentliche Sphinx- 
gestalt gehört in diesen Kreis; sie ist das Sympol des starken Himmels¬ 
wächters, des Ra selbst, der Löwe mit dem Haupte des Sonnengottes. 
In Memphis stand ein vielverehrtes Heiligthum des belebenden Urseuers, 
des Phtah, der auserwählten Hauptgottheit Mittelägyptens, welcher aus 
Inschriften Vater des Lichtes, Herr des gnädigen Antlitzes heißt. In 
dem Tempel des Phtah ward, dem Gotte zu Ehren, der heilige Stier 
Apis gepflegt, bei dessen Tode das ganze ägyptische Volk trauerte, bis 
die bestimmten göttlichen Kennzeichen an einem andern Thiere dieser 
Gattung gefunden wurden, der nun zum Apis erhoben ward. Man 
verehrte den Apis gleichfalls als lebendiges Sinnbild der Sonne in 
ihrer zeugenden Kraft, und aus der Art seines Benehmens gegen Personen, 
welche in seinen heiligen Raum eintraten, wurden Weissagungen ertheilt. 
In Oberägypten aber thronte in der ältesten Zeit Kneph, der 
Urgeist und Weltschöpfer, welcher später, als Theben an die Spitze von 
Aegypten trat, dem großen Thebanischen Ammon, „dem Zeus der 
Aegypter", weichen mußte. Als Ammon Ra ward er der Alles über¬ 
strahlende Sonnengott, der König der Götter, welchem die Pharaonen 
vorzugsweise ihre Anbetung darbrachten. Die weiblichen Gottheiten, 
welche diesen Göttern zur Seite standen, vergegenwärtigen mehr oder 
weniger die Kraft der Fruchtbarkeit des mütterlichen Bodens und zu 
Sars ward das verschleierte Bild der Göttin Mutter, der Neith, auch 
als Göttin der Nacht und der Urgewässer verehrt, welches die Inschrift 
agt: „Ich bin das All, das Verborgene, Gegenwärtige und Zukünftige: 
memen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet." 
Von allen ägyptischen Göttervorstellungen aber ist der Kultus des 
JvrVil ^eyJsis die allgemein verbreitetste und am meisten aus- 
Sw-mT o9ei!efeni ja man kann den Osirisdienst als die eigentliche 
imSi La"desre igwn bezeichnen, die in ihm von den Höhen ihrer 
Wnrft traren' lü ^ ^lbst abgeschlossenen Naturgottheiten zu menschlicheren 
Vorstellungen herabgesüegen war. Wenn man die griechischen Göttermythen
	        
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