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wollen es schon vor sechzehnhundert Jahren gekannt haben. 
Auch die Araber in Spanien kannten es und bedienten sich 
häufig desselben zu Feuerwerken. Wahrscheinlich brachten sie 
die Kenntniß desselben aus dem Oriente mit. Im zwölften 
Jahrhundert soll es auch in den Bergwerken des Harzes zur 
Sprengnng des Gesteines gebraucht worden sein. So läßt sich 
wenigstens nicht leugnen, daß die Europäer schon vor dem Jahre 
1350 das Pulver gekannt und gebraucht haben. Damit war 
cs aber noch nicht für den Krieg erfunden und also eigentlich 
auch noch nicht Schießpulver zu nennen. Als solches findet cs 
sich erst um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, und die 
gewöhnliche Meinung schreibt diese Erfindung einem Francis- 
kaner-Mönche zu Freiburg in Baden, Bert hold Schwarz, 
zu. Dieser, heißt es, stampfte einst Schwefel, Kohlen und Sal¬ 
peter in einem Mörser und legte hierüber einen Stein. Zu¬ 
fällig zündete ein Funke diese Masse, und augenblicklich flog der 
Stein mit einem fürchterlichen Knalle gegen die Decke. Er¬ 
schrocken stand der Scheidekünstler da und staunte über das 
wunderbare Ereigniß. Er wiederholte seine Versuche, und im¬ 
mer zeigte sich derselbe Erfolg. Jetzt machte er seine Erfindung 
weiter bekannt und zeigte, welchen Nutzen man aus derselben 
im Kriege zur Zerstörung der Stadtmauern, Brücken und an¬ 
derer Festungswerke ziehen könne. Es wurden deshalb mörser- 
ähnliche Röhren gemacht, die daher auch den Namen Mörser 
behielten. In die Mündung derselben wurde jene Mischung, 
und davor Steine geschoben, und hinten an den geschlossenen 
Boden des Mörsers, ein kleines Loch (Zündloch) gebohrt, um 
das Pulver anzuzünden. — Allmälig wurden die Mörser zu 
Kanonen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbüchsen ge¬ 
nannt, aus welchen zuerst Steine, später eiserne Kugeln geschleu¬ 
dert wurden, waren von außerordentlicher Größe. Im Jahre 
1378 wurden zu Augsburg drei Kanonen gegossen, von denen 
die größte sogar Kugeln von 127, die mittlere von 70, die 
kleinste von 50 Pfund tausend Schritt weit schoß. Allmälig 
aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch
	        
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