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13. Spanien und Portugal.
In Spanien waren die verschiedenen kleinen Reiche in zwei große
Königreiche, Castilien und Aragonien, zusammengeschmolzen; auch Na¬
varra war größtenteils mit letzterem vereinigt, nur ein kleiner Strrch
in den Pyrenäen erhielt sich unter dem alten Namen unabhängig und
kam durch Vermählung an französische Herren, die sich mehr zu Frankreich,
als zu Spanien hielten.
In Castilien regierte die Schwester König Heinrich's IV., ^fabeUa,
welche sich mit Ferdinand von Aragonien vermählte. In Folge
dieser Vermählung wurde Castilien und Aragonien zu einem Reiche ver¬
einigt, obschon die Stände gegen die Vereiniguug sich erklärt hatten, und
von dieser Zeit an wird das Reich Spanien genannt.
Aragonien hatte sich schon durch die Besitznahme von Stcthen
mächtig erhoben; die Könige des Landes waren aber, da dtese Insel
in der Folge ihren eigenen Herrscher (jedoch aus der aragonischen
Königsfamilie) erhielt, nur auf die spanischen Länder beschränkt^ Nach
dem Absterben des Hauses Anjou erwarben die Kömge von Stalten,
tote schon erzählt worden, auch Neapel. Ferdinand von Aragonten aber
eroberte sowohl dieses, als auch ©teilten und brachte somit dtese Lander
gleichfalls an Spanien.
Die Mauren waren um diese Zeit nur noch auf Granada be¬
schränkt; Ferdinand und Jsabella vereinigten ihre Kräfte, dte letzte Be¬
sitzung der Ungläubigen zu erobern. Dies gelang ihnen im ^ahre 1491,
den Mauren wurde freier Abzug, denen aber, welche zurückbletben wollten,
freie Reliqionsübung gestattet. Dieser Vertrag wurde jedoch zehn ^ahre
vater g-brochm, unb auf Antrieb der Inquisition, die unter diesem
Köniqsvaare mit voller Macht sich zu erheben begann, alle Muselmänner
qezwungen, die christliche Religion anzunehmen. Die unermeßliche Beute
von Granada und der Zuwachs der steuerpflichtigen Mauren bereicherte
das königliche Paar und verschaffte ihnen die Macht und die Mittel, das
königliche Ansehen zu erhöhen und den Stolz der Castilianer und den
Trotz der Aragonier zu brechen. Q
Dazu bediente sich die Krone der heiligen Hermandad und der ^n-
auisition Jene war eine große Verbindung der castilischen Städte,
welche von der Regierung hier wie überall gegen die Anmatzungen der
Vasallen in Schutz genommen wurden. Die Inquisition aber wandte
man nicht nur zur Verfolgung der Juden, geheimen Mohamedaner und
Ketzer, sondern auch gegen die Macht und den Reichthum der Großen
an,' die man auf diese Weise durch Furcht und Schrecken an u^ebmg.
tot Gehorsam gewöhnen wollte. Indessen ereigneten stch m Spanien
unb Portugal so außerordentliche Dinge, daß bald die ganze Nativ