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14. Ungarn und Türken. 
Indessen hatte sich in Asien abermals ein kriegerischer Volksstamm 
erhoben, der, bald nach Europa herüberdrängend, die civilisirten Länder 
mit Barbarei und Verheerung bedrohte. Der Türke Osman gründete 
um's Jahr 1330 in Vorder-Asien ein Reich, welches von ihm das osma- 
nische oder ottomanische heißt. Sein Sohn Urchan errichtete treffliches 
Fußvolk, die Janitscharen, mit welchen er wilde Raub- und Streifzüge 
nach Europa unternahm. Darauf zog Murad I. mit großer Macht 
über den Hellespont, und obgleich Serben, Bulgaren und Alba¬ 
nier sich gegen ihn erhoben, gelang es ihm doch, seine Residenz in Adria¬ 
nopel zu nehmen. Sultan Bajesid I. machte die slavischen Länder bis 
an die Donau zinspflichtig, belagerte aber vergebens Constantinopel 
sieben Jahre lang. . , 
Das griechische Reich, beinahe nur noch auf seine Hauptstadt be¬ 
schränkt, in Sittenlosigkeit und Schwäche versunken, vermochte die Bar¬ 
baren auf die Länge nicht mehr zurückzuhalten. Zum Glück für Europa 
erhob sich jedoch im vierzehnten Jahrhunderte Ungarn mit großer Kraft, 
um eine Schutzmauer für die Christenheit zu werden. Hier war mit 
dem Jahre 1301 unter Andreas III. das arpadifche Haus erloschen, und 
nach achtjährigen Parteikämpfen folgten Könige aus dem Hause Anjou; 
Karl I., ein Urenkel jenes Karl's von Anjou, der die Hohenstaufen aus 
Neapel verdrängte, war der erste dieses Geschlechtes auf dem ungari¬ 
schen Throne. Er und sein Sohn Ludwig der Große hoben die königliche 
Macht und gaben dadurch dem Lande nach Innen und Außen Stärke und 
Ansehen. Ludwig dehnte das Reich bis an's adriatische Meer aus und 
verdrängte die Venetianer aus dem dalmatischen Küstenlande. Als 
darauf sein Bruder Andreas, der mit der Königin von Neapel Jo¬ 
hanna I. vermählt war, wahrscheinlich mit Wissen seiner Gemahlin meuch¬ 
lings um's Leben kam, unternahm er einen Rachekrieg und gewann 
Neapel, ließ sich aber vom Papste bereden, die Eroberungen seiner 
Schwägerin wieder zurückzugeben. Dafür erwarb er, als Schweftersohn 
des letzten Königs, das Königreich Polen, nachdem mit Casimir der 
Stamm Piast ausgestorben war. Nach seinem Tode fiel Polen seiner 
jüngeren Tochter Hedwig zu. Diese liebenswürdige Prinzessin gab ihre 
Hand dem Herzoge Jagello von Litthauen (im Jahre 1386), der sich 
taufen ließ, - denn noch war um diese Zeit das tapfere Volk der 
Litthauen der heidnischen Religion zugethan. 
Unter dem Namen Wladislaw II. gründete er ein neues Äomgs- 
haus. In Ungarn folgte Ludwig's ältere Tochter Maria, die sich an 
Kaiser Karl's IV. Sohn Sigmund vermählte, der freilich das königliche 
Ansehen, welches seine beiden Vorgänger errungen hatten, nicht aufrecht
	        
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