119 
dem Einflüsse der Jesuiten erwuchsen den Protestanten ununterbrochen 
Quälereien; der Majestätsbrief wurde verhöhnt und verletzt, bis der 
aller Orten angehäufte Brennstoff in Böhmen zuerst sich entzündete und 
der furchtbare dreißigjährige Krieg ausbrach, dessen Gang wir weiter 
unten verfolgen werden. 
4. Ungarn und Siebenbürgen. 
Durch die Reformation war die ungarische Nation zum Bewußtsein 
ihrer Volksthümlichkeit gekommen, denn von dem, was frühere Könige 
für allgemeine Bildung zu thun versucht hatten, war nur wenig in das 
Volk übergegangen. 
Jetzt las man die Bibel, sang beim Gottesdienste fromme Lieder 
und hörte Predigten in der Muttersprache. Das Gefühl der Volks¬ 
thümlichkeit erweckte die alte Tapferkeit, und wäre dieser lebendig auf¬ 
keimende Geist recht geleitet worden, so würden die Türken wohl nicht 
anderthalb hundert Jahre ihre Herrschaft im Lande aufrecht erhalten 
haben. So aber blieb der politische Zustand Ungarns heftigen Be¬ 
wegungen ausgesetzt, die in dem steten Kampfe gegen den Protestantismus 
ihren Brennpunkt fanden. Doch bietet die Geschichte Ungarns in dieser 
Zeit einzelne Helden und Heldenthaten, welche wohl geeignet waren, den 
Ruhm des tapferen Volkes in helles Licht zu setzen. 
Maximilian hatte den ernsten Willen, die Türken aus Ungarn zu 
vertreiben. Ein großes Heer aus böhmischen, österreichischen und steyer- 
märkischen Truppen zusammengesetzt, ward dem alten Sultan Soliman 
entgegengesandt, welcher mit großer Macht über die Donau kam und sich 
vor das feste Schloß Sigeth lagerte, dessen Erbherr, der edle Graf 
Niclas Zrini, Ban von Kroatien, seinen Zorn gereizt hatte. Die 
Nachrichten aus dieser Zeit sind nicht ausreichend, um eine zureichende 
Erklärung zu finden, weshalb die schlagfertigen Heere bei Raab und 
an der Theiß dem Grafen Zrini nicht zu Hülfe kamen. Vier Wochen 
lang vertheidigte er sich mit ungefähr 1500 Mann gegen ein Heer von 
200,000. Nachdem er zwanzig Stürme zurückgeschlagen hatte und das 
Schloß mit allen Vorräthen in Flammen aufgegangen war, machte er, 
— es war am 7. Sept. 1566 — den Säbel in der Faust, an der Spitze 
der Wenigen, die noch lebten, einen Ausfall, bei welchem alle bis auf 
den letzten Mann mit ihrem tapferen Anführer den Heldentod starben. 
Soliman hatte diesen Tag nicht erlebt, er war schon einige Tage früher 
im Lager gestorben; der Vezier verheimlichte den Tod des Sultans, 
um das Heer nicht zu entmuthigen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.