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dem Einflüsse der Jesuiten erwuchsen den Protestanten ununterbrochen
Quälereien; der Majestätsbrief wurde verhöhnt und verletzt, bis der
aller Orten angehäufte Brennstoff in Böhmen zuerst sich entzündete und
der furchtbare dreißigjährige Krieg ausbrach, dessen Gang wir weiter
unten verfolgen werden.
4. Ungarn und Siebenbürgen.
Durch die Reformation war die ungarische Nation zum Bewußtsein
ihrer Volksthümlichkeit gekommen, denn von dem, was frühere Könige
für allgemeine Bildung zu thun versucht hatten, war nur wenig in das
Volk übergegangen.
Jetzt las man die Bibel, sang beim Gottesdienste fromme Lieder
und hörte Predigten in der Muttersprache. Das Gefühl der Volks¬
thümlichkeit erweckte die alte Tapferkeit, und wäre dieser lebendig auf¬
keimende Geist recht geleitet worden, so würden die Türken wohl nicht
anderthalb hundert Jahre ihre Herrschaft im Lande aufrecht erhalten
haben. So aber blieb der politische Zustand Ungarns heftigen Be¬
wegungen ausgesetzt, die in dem steten Kampfe gegen den Protestantismus
ihren Brennpunkt fanden. Doch bietet die Geschichte Ungarns in dieser
Zeit einzelne Helden und Heldenthaten, welche wohl geeignet waren, den
Ruhm des tapferen Volkes in helles Licht zu setzen.
Maximilian hatte den ernsten Willen, die Türken aus Ungarn zu
vertreiben. Ein großes Heer aus böhmischen, österreichischen und steyer-
märkischen Truppen zusammengesetzt, ward dem alten Sultan Soliman
entgegengesandt, welcher mit großer Macht über die Donau kam und sich
vor das feste Schloß Sigeth lagerte, dessen Erbherr, der edle Graf
Niclas Zrini, Ban von Kroatien, seinen Zorn gereizt hatte. Die
Nachrichten aus dieser Zeit sind nicht ausreichend, um eine zureichende
Erklärung zu finden, weshalb die schlagfertigen Heere bei Raab und
an der Theiß dem Grafen Zrini nicht zu Hülfe kamen. Vier Wochen
lang vertheidigte er sich mit ungefähr 1500 Mann gegen ein Heer von
200,000. Nachdem er zwanzig Stürme zurückgeschlagen hatte und das
Schloß mit allen Vorräthen in Flammen aufgegangen war, machte er,
— es war am 7. Sept. 1566 — den Säbel in der Faust, an der Spitze
der Wenigen, die noch lebten, einen Ausfall, bei welchem alle bis auf
den letzten Mann mit ihrem tapferen Anführer den Heldentod starben.
Soliman hatte diesen Tag nicht erlebt, er war schon einige Tage früher
im Lager gestorben; der Vezier verheimlichte den Tod des Sultans,
um das Heer nicht zu entmuthigen.