123
einzuführen, bald aber gewann unter dem Einflüsse der Königin Katha¬
rina das rein römische Kirchenprincip die Oberhand.
Inzwischen war in Polen mit Siegmund August im Jahre 1572
das Haus Jagello ausgestorben; König Heinrich von Valois, der
neuerwählte König von Polen, besaß diese Würde nur vier Monate lang,
aber auch nachher weigerten sich die Polen, den schwedischen Prinzen auf
den Thron zu erheben. Der tapfere Stephan Bäthory, Fürst von Sieben¬
bürgen, der die 52jährige Schwester des letzten Königs, Anna, heirathete,
erhielt die Krone, die er elf Jahre lang zum Ruhme des Reiches ge¬
tragen hat. Erst nach seinem Tode (1586) gelang es dem Könige Johann
von Schweden endlich, seinen Sohn Siegmund (HL) auf den polnischen
Thron zu erheben. Indem er aber die Freiheiten der Protestanten, die
hier Dissidenten hießen, beschränkte, streute er nicht nur den Samen der
Zwietracht im Reiche aus, sondern schwächte auch das königliche Ansehen
immer mehr zum Nachtheile des Landes.- Dazu kamen kostspielige Kriege
mit Schweden, wo er zwar im Jahre 1592 nach seines Vaters Tode
nachfolgte, jedoch wegen seines Eifers, die katholische Kirche auch hier
zu verbreiten, ernsten Widerstand von den Ständen erfuhr.
Unwillig über einen Herrscher, welcher sich mehr in Polen als in
Schweden aufhielt und der Landesregierung sich so feindselig zeigte,
wühlten die Schweden auf einem Reichstage den vierten Sohn Gustav
Wasa's, Karl, zum Reichsvorsteher, der nun selbst nach der Krone
strebte und um so leichter in deren Besitz zu kommen hoffen durfte, als
er im Volke eine große Stütze fand. Karl veranstaltete eine Kirchen¬
versammlung zu Upsala (1593), welche nicht nur alle von Johann her¬
rührenden kirchlichen Einrichtungen aufhob, sondern auch die römische
Kirche aus Schweden verbannte und die Augsburgische Konfession als
symbolisches Buch annahm. Um alle diese Eingriffe in seine Rechte zu
rächen, kam Siegmund III. mit einem polnischen Heere nach Schweden,
wurde aber von seinem tapferen Oheime aufs Haupt geschlagen. Dar¬
auf begannen Unterhandlungen, in welchen die Schweden hartnäckig
forderten, daß der König evangelischer Religion sein müsse, und feier¬
lichst erklärten, daß er nur dann den Thron behalten könne, wenn er
seinen Sohn Wladislav nach Schweden schickte, damit er dort im evan¬
gelischen Glauben erzogen werde. König Siegmund III. hingegen for¬
derte unbedingte Unterwerfung, und nun erhoben die Schweden im
Jahre 1604 seinen Oheim Karl IX. zum Könige. Er neigte sich zum
Calvinismus hm, doch gab er der allgemeinen Annahme des Luther-
thumes in seinem Reiche nach und Schweden blieb demselben stets treu
ergeben.
König Karl gerieth in schwere Kriege mit Polen, Rußland und
Dänemark, doch behauptete er sich bis an seinen Tod (1611). Er sorgte
für gute Gesetze, für Handel und Gewerbe, und nahm sich der unteren