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und Hochmuth zu führen, bis es der arme gemeine Mann nicht kann,
noch länger mag ertragen. Solche Sicherheit und stolze Vermessenheit
wird euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen." Den Bauern aber
führt er zu Gemüthe: „Wenn die Obrigkeit böse und unleidlich ist, dürft
ihr Bauern nicht Rotterei und Aufruhr stiften; ihr seid noch viel ärgere
Räuber, als die böse Obrigkeit. Und wenn ihr sprecht, wir wollen ihnen
Leib und Gut lassen, das glaube, wer da wolle, ich nicht."
Alle solche Ermahnungen halfen jedoch weder auf der einen, noch
auf der anderen Seite; die Empörung griff immer weiter um sich. Weit
und breit wurden Burgen, Klöster und Abteien geplündert, in Brand
gesteckt; Mord und Gewaltthaten aller Art erfüllte die deutschen Länder.
Die Anfangs schwachen und getrennten Haufen stärkten sich durch auf¬
genommene Landsknechte, die den Krieg als wohlgeübtes Geschäft be¬
trieben und durch ritterliche Anführer, deren sie sich durch Zwang oder
Ueberredung zu verschaffen wußten. So war auch der wohlbekannte
Ritter Götz von Berlichingen einer ihrer Rottenführer. *)
Bald beugte sich der ganze Adel vom Odenwald an bis an die
schwäbische Grenze. Der Bischof von Speier hatte die Bedingungen der
*) Götz von Berlichingen war um das Jahr 1482 auf dem Schlosse Jaxthansen
geboren und gehörte einem alten wiirtembergischen Geschlechte an. Sein ganzes Leben
weihte er den Waffen, und wo ein gerechter Streit war, da gesellte er sich bei. So
half er dem Herzoge von Baiern und verlor in diesem Kriege seine rechte Hand, an
deren Statt ihm ein Künstler eine eiserne verfertigte. Bald war der Ruhm seiner
Tapferkeit in ganz Deutschland verbreitet und sein Schwert gefürchtet, aber auch zu¬
gleich seine Redlichkeit und Treue werthgehalten von allen Gerechten- Mit dem
Schwäbischen Bunde, der wohl Ordnung und Ruhe im Lande stiftete, aber auch
manches alte Recht verletzte, war er meist in Fehde. Als Dienstmann des Herzogs
Ulrich von Würtemberg gerieth er in Gefangenschaft, aus welcher er durch Franz von
Sickingen und Georg von Frundsberg befreit werden mußte. Als der Bauernkrieg
begann, wollte er auch nicht ruhen, wartete aber auf ein Schreiben des Kurfürsten
von der Pfalz, weil er hörte, daß dieser menschenfreundliche Herr gegründete Klagen
der Bauern abstellen wolle. Das Schreiben kam wirklich und forderte ihn auf, zum
Kurfürsten zu kommen, der jetzt mit seinen Leuten nach allen vergeblichen Abmahnun¬
gen sich gerüstet hatte, die Bauern mit Gewalt zum Gehorsam zu bringen. Dieses
Schreiben war zunächst in die Hände seiner Gattin und Schwiegermutter gekommen,
welche es ihm nicht zeigten, weil sie nicht haben wollten, daß er wieder in's Feld
ziehen sollte. Da gerieth er, als er einst ausgeritten war, unter die aufrührerischen
Bauern, welche ihn zwangen, ihr Hauptmann zu werden. Doch hätte er selbst bei
der drohenden Lebensgefahr nicht eingewilligt, wenn er gewußt hätte, wie die Sachen
standen, und wie der Kurfürst gesinnt war. Sobald er aber konnte, verließ er die
Ausrührer, deren unritterliche Grausamkeit seinem edlen Gemüthe zuwider war.
Nichtsdestoweniger verurtheilte ihn der Schwäbische Bund, auf dem einsamen Schlosse
zu Hornberg verbannt zu leben, ohne je die Marken desselben zu verlassen. Sechzehn
Jahre lebte er hier mit seiner Gattin Elisabeth, bis er vom Kaiser Karl V. befreit
wurde und noch im hohen Alter demselben auf dem Feldzuge gegen Frankreich folgte.
Er überlebte seinen Kaiser und schrieb seine Abenteuer in der Sprache der damaligen
Zeit auf. Götz von Berlichingen starb im 8u. Jahre seines Lebens, 1562.