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nicht tun wollten. Als ich nach einiger Zeit den persönlichen Dienst 
beim König erhielt, wurde ich zwar von allen beneidet, trat aber meine 
Stelle sehr zaghaften Herzens an. Der König war sehr peinlich und 
eigen; jede Kleinigkeit mußte genau auf dem bestimmten Platze liegen. 
Dabei gab der König, wortkarg wie er war, seine Befehle stets in 
knappster Form, so daß es nicht leicht war, sie zu verstehen, und 
gefragt durfte doch nicht werden. Es bedurfte also großer Gewandtheit, 
und die traute ich mir nicht zu. So machte ich denn wirklich, ängstlich 
wie ich war, anfangs meine Sache schlecht und wurde dabei nur immer 
verwirrter. 
Eines Tages fand der König seine Handschuhe nicht und sagte 
ärgerlich: „Auch gar nichts begreifen. Alles verkehrt machen. Nicht 
zum Aushalten. Werde mich nach anderm umsehen!" Ich war wie 
vernichtet und stand zitternd im Vorzimmer am Fenster. Da trat die 
Königin ein, sah mich an und sagte: „Was ist denn, Timm? Wie sieht 
Er denn aus?" „Ach, Majestät," antwortete ich, „ich bin sehr un¬ 
glücklich. Ich kann es dem Könige nicht recht machen; ich bin zu un¬ 
geschickt, oft verstehe ich auch den König nicht." „Aber," sagte sie, „wer 
wird denn den Mut verlieren, wenn es nicht gleich geht, wie es soll! 
Was hat es denn gegeben?" „Ach, Majestät, ich hatte nicht die richtigen 
Handschuhe zum Reiten hingelegt und da . . „Nun, komm Er mal 
her, Timm, ich will ihm zeigen, wo alles stehen und liegen muß; ich 
weiß, wie es der König wünscht." Und nun ging die Königin mit mir 
in das Zimmer des Königs und zeigte es mir; es wurde mir nun alles 
klar. „Und wenn Er einmal wieder etwas nicht weiß," sagte sie dann 
noch, „so komme Er nur zu mir und frage; ich werde es ihm dann 
sagen." Die Königin hatte eben ein Herz für alle, auch für den Geringsten, 
wie ich damals einer war. Ach, und so viel Huld und Schönheit und 
Güte und Majestät mußte so früh dahin! 
Bewegt schwieg der alte Mann, und die Zuhörer fühlten ihre Augen 
feucht werden. 
67. Qreue um ^reue. Von Hermann Jaknke. 
Oie Landjugend. Herausg. von Heinrich Sohnrey. 2. Jahrg. Berlin 1897. S. 182. 
(^er schlichte, biederherzige König Friedrich Wilhelm III., der am 
liebsten „ein König der Armen und Elenden" sein wollte, war 
ein besonderer Freund des einfachen, treuherzigen Landvolks. Wer kennt 
nicht sein und seiner schönen, holdseligen Gemahlin Luise wohltätiges 
Walten in dem Haveldörfchen Paretz? Wie erfreut sich noch heute 
unser Herz an den lieblichen Bildern, die uns den König als den ver¬ 
traulich mit den Bauersleuten verkehrenden „Schulzen von Paretz", die 
Königin beim Erntefest im fröhlichen Tanze mit der Dorfjugend vor
	        
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