128
Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648.
es sie, sich der katholischen Kirche wieber zuzuwenden und sich den Bischösen
wieder unterzuordnen. Solche Anordnungen befriedigten die katholische Partei
nicht und verletzten in hohem Grade die Evangelischen. „Das Interim hat
den Schalk hinter ihm", hieß es; selbst Moritz von Sachsen veröffentlichte
es nur in einer abgeänderten Form. Am entschlossensten weigerte sich
Magdeburg.Magdeburg das Interim anzunehmen.
Tic Erhebung des Kurfürsten Moriiz und der Augsburger
Religionsfriede.
§ 130. Die Erhebung des Kurfürsten Moritz. Magdeburg
war vom Kaiser mit der Acht belegt und Kursürst Moritz beauftragt worden,
sie zu vollstrecken. Nach längerer Belagerung ergab sich ihm 1551 die Stadt;
vorher aber hatte er ihr in geheimen Unterhandlungen ihre Freiheit zu-
Moritz, gesichert. Denn Kurfürst Moritz, der eben als der „Judas von Meißen",
wie die Protestanten sagten, dem Kaiser zum Siege über seine Glaubens-
genossen verholsen hatte, ging längst mit dem Gedanken um, wieder von ihm
abzufallen. Karl hatte ihm keineswegs alle feine Wünsche erfüllt und ihn
zudem durch die Gefangenhaltung und harte K-erkerhaft des Landgrafen
Philipp empfindlich gekränkt; Moritz fürchtete, wenn des Kaifers Macht noch
ferner wüchse, weitere Schwächung des deutschen Fürstenstandes. Die Be¬
lagerung von Magdeburg hatte ihm den Vorwand gegeben, eine beträchtliche
Truppenmacht bei der Fahne zu halten. Jetzt stellte er sich an die Spitze
einer Verschwörung deutscher Fürsten gegen den Kaiser. Zugleich verband
^Heinrichii'er sich mit König Heinrich II. von Frankreich, dem Nachfolger Franz' I.,
wobei er kein Bedenken trug, ihm Stücke des deutschen Gebietes, die fran-
zösifch sprechenden, aber zum Reich gehörenden Bischofsstädte Metz, Toul
und V er dun zu überlassen.
Im Frühjahr 1552 zog Moritz plötzlich durch Süddeutschland hin-
durch auf Innsbruck los, wo Karl weilte. Kaum konnte der gichtbrüchige
Kaiser sich über den Brenner nach Kärnten retten; wenige Tage nach seiner
Flucht hielt Moritz in Innsbruck seinen Einzug. Das Konzil, das seit
einiger Zeit wieder in Trient tagte, löste sich auf. Jetzt übernahm König
Vertrag* Ferdinand, Karls Bruder, die Vermittlung; und in Pasfau kam ein
1552. Vertrag zustande, dem der Kaiser seine Zustimmung gab und welcher
bestimmte, daß außer dem von Karl bereits sreigelassenen Johann Friedrich
auch Landgraf Philipp feine Freiheit wieder erhalten und das Interim wieder
aufgehoben werden sollte.
Die Erhebung des Kurfürsten Moritz hatte einen gewaltigen Erfolg
gehabt; des Kaifers Herrfchaftspläne waren vereitelt, der Protestantismus