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gewendet haben. Denn wenn sie sich ehemals gegen d!e Perser
tapfer bewiesen, so berechtiget dieses sie noch nicht, gegen spar-
tonische Bundesgenossen Gewaltthat zu üben. Diese, darf man
nicht verlassen, noch durch Worte und Rechtsspruch Beleidigun-
gen rächen, die nicht in Worten bestehen; vielmehr muß die
Rache schnell und mit aller Kraft genommen werden. Stimmet
daher Laeedämonier, Spartas würdig, für den Krieg und dul¬
det nicht, daß die Athener sich ferner vergrößern. An unseren
Bundesgenossen wollen wir nicht zu Verräthern werden, sondern
mit den Göttern ausziehen gegen die Unterdrücker." Dies gab
die Entscheidung. Einstimmig erklärten die Laeedämonier, jedoch
mehr aus Furcht vor der anwachsenden Macht Athens, als um
der Bundesgenossen willen: „Der Friede sei gebrochen und der
Krieg müsse begonnen werden." Auch in einer zweiten Ver-
sammlung der Spartaner und ihrer Bundesgenossen stimmte die
Mehrzahl für Krieg. Dennoch wollte man ihn nicht ohne ei'
nen bestimmten Vorwand beginnen. Deshalb schickten die Spar-
taner Gesandte nach Athen, welche Dreifaches forderten: Athen
solle erstens die Nachkommen der Heiligthumsschänder vertrei¬
ben, von denen einst die Kyloniden ermordet worden; zwei-
tens den Megarern den Gebrauch der attischen Häfen und den
Zutritt zu den athenischen Versammlungen gestatten und brit-
tens bie Belagerung von Potibäa aufheben unb alle unterwor¬
fene Stäbte tn Freiheit setzen. In Bezug auf bte erste Forde-
rung, welche offenbar auf ben Perikles ging, ber von mütter¬
licher Seite mit ben Frevlern am Heiligthume verwanbt war,
erwieberten bie Athener: „sie würben ihr genügen, sobald die
Spartaner ihrer Seits diejenigen vertrieben, welche beim Tode
des Pausant'as den Tempel der Pallas entweihet hätten (man
hatte nämlich den Leichnam des Pausanias in der Nähe des
Tempels verscharrt, was selbst der Gott zu Delphi für einen
Frevel erkannt). Sie würden ferner den Forderungen der Me-
garer genügen, sobald diese aufhörten, entlaufene athenische
Sklaven in Schutz zu nehmen, und sobald die Spartaner selbst
den Fremden Zutritt in ihre Stadt gestatteten; sie würden end-
lich Potidäa, Ägina und alle von ihnen abhängigen Sädte tn
Freiheit setzen, sobald die Spartaner das Gleiche für die Städte
des Peloponnes bewilligten." Nachdem so den Spartanern für