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Vierte Periode Vom Anfange des peloponnesi-
schen Krieges bis zur Schlacht bei Chäronea,
oder bis zum Untergange der griechischen Selbst¬
ständigkeit (43 1 — 338 v. Chr.). — Griechenland
im Kampfe mit sich selbst.
Eifersucht zwischen den beiden Hauptstaaten, Athen und
Sparta, ruft ganz Griechenland gegen einander in die Waffen.
In langwierigen, verheerenden Bürgerkriegen schwächt sich die
Nationalkraft; griechisches Leben und griechischer Sinn entartet.
Das Volk selbst sinkt immer tiefer von seiner politischen und
wissenschaftlichen Höhe hinab und verliert zuletzt seine Selbst-
ständigkeit.
Fünfte Periode. Von der Schlacht bei Chäronea,
bis zur Unterjochung Griechenlands durch die
Römer (3 3 8 - 146 v. Chr.). — Griechenland un¬
ter der Fremdherrschaft.
Das entartete Griechenland kommt zunächst unter die Herr¬
schaft der Macedonier, dann mit diesen, nach vielfacher Verwir¬
rung im Inneren und Kriegen nach Außen, unter die Herrschaft
der Römer. Es ist dieses die Zeit der Schmach und der Un¬
terjochung- Nur zuweilen noch erhebt sich die Nationalkraft und
erinnert durch glänzende Thaten an eine schönere Vorzeit; aber
diese Thaten sind gleichsam nur die letzten krampfhaften Zuckun¬
gen eines mit dem Tode ringenden Kranken. Die uralte Frei¬
heit und Herrlichkeit der Nation ist dahin.
* Die späteren Schicksale des griechischen Volkes bis zu
seiner politischen Wiedererhebung sollen am Schlüsse in einer
kurzen Übersicht angegeben werden.
§. 4. Die vorzüglichsten Quellen und
Hnlfsmittel.
Die ersten Nachrichten, welche wir über die Kindheit einer
Nation haben, sind in der Regel nur Sagen, die sich mit der
Zeit gleichsam vererben und bald unwillkürlich bald absichtlich
in ein dichterisches Gewand hüllen. Solche Sagen sind um so
mannigfaltiger und um so romantischer, je phantasiereicher das