Full text: Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen

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§. 9. Heroisches Zeitalter der Griechen. 
Mit dem Aufblühen des hellenischen Stammes erwachte in 
Griechenland ein Heldengeist in eigentümlicher Größe. Kraft 
und Gewandheit des Körpers und ritterlicher Much galten für 
das Höchste. Während die Frauen in stiller und abgesondert 
ter Häuslichkeit wohnten und webten, übten sich die Männer 
in ritterlichen Spielen, oder durchzogen, bald einzeln bald in 
ganzen Scharen, das Land, um es von Räubern und wil- 
den Thieren zu säubern; denn damals hauseten noch in dem 
Dickicht der Wälder wilde Eber, in den sumpfigen Seen gräuliche 
Schlangen, Berg und Thal erscholl vom Gebrülle der Löwen 
und Büffel. Auch fern von der Heimath, in weit entlegenen 
Ländern, suchten sie Kampf und Beute; Menschen und Vieh 
wurden im Triumphe als Siegesbeute mit fortgeführt. Selbst 
des Knaben größte Lust war es, den Vater auf solchen ritter- 
lichen Fahrten zu begleiten. Durch ihre Großthaten haben sich 
Herkules, Theseus, Perseus, Bellorophon und andere Helden 
der grauen Vorzeit einen solchen Ruhm erworben, daß ihre 
Nachkommen voll Erstaunen sie als Halbgötter verehrten. — 
So knüpft sich die älteste Geschichte an einzelne Helden- und He» 
roengeschlechter an, die durch derartige Kämpfe und durch Grün- 
dung von Städten und Gemeinwesen die Civilisirung des Lan- 
des förderten. Die Dichter haben diese Sagen der Vorzeit viel- 
fach ausgeschmückt und sie zu Lieblingsgegenständen der Unter- 
Haltung gemacht, durch deren Vortrag bei öffentlichen Festen, 
wie bei frohen Gelagen das Nationalgefühl geweckt, und Jeder 
durch das ruhmvolle Andenken an die Thaten und Wunder der 
Vorväter begeistert wurde. Zwar kann die Geschichte sie nicht 
als reine Thatsachen anerkennen und muß sie dem Mythenkreise 
überweisen; desungeachtet sind diese Sagen auch für sie nicht 
ohne Werth zur Beurtheilung der damaligen Zeit und des da- 
maligen Charakters des Volkes. 
In den Sagen glänzt vor Allen Herkules hervor, in 
welchem das Alterthum alles Große und Wunderbare vereinigt 
zu haben scheint. Am berühmtesten sind die zwölf großen, von 
Eurystheus, dem Könige von Mycenä, ihm auferlegten Thaten, 
die freilich dem Mpthenkreise angehören. Wir erblicken in die-
	        
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