Full text: Geschichte des Mittelalters (Abt. 2)

Mönchsorden. Christliche Kunst. Der „schwarze Tod". 
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christliche Kirche dem Gläubigen giebt, dienen alle Künste, die sich mit 
der Baukunst entfalteten, nämlich die Kunst des Bildhauers, Malers, 
Glasmalers, Bildschnitzers, Erzgießers, Goldarbeiters, Juweliers, Glocken- 
gießers, Orgelbauers, Musikers. Die berühmtesten gotischen Dome in 
Deutschland sind die von Köln, Straßburg, Freiburg und Ulm. 
Juden- und Ketzerverfotgungen. 
§ 95. Eine Schattenseite des Mittelalters sind die östern blutigen 
Verfolgungen der Inden, obgleich diese unter dem Schutze des Kaisers 
und des Papstes standen. Dem Volke waren die Inden verhaßt als 
ein verstoßenes, Christum leugueudes Volk; außerdem erregten sie durch 
ihren meist durch Wucher erworbenen Reichtum einesteils Neid, andern- 
teils die Abneigung und den Haß des Volkes. Die Christen hielten es 
nämlich für unerlaubt, von ausgeliehenem Gelde Zins zu nehmen, daher 
trieben die Juden die Geldgeschäfte, liehen auf Faustpfänder aus und 
kauften geldbedürftigen oder verarmten Privaten Schmucksachen u. dergl. 
ab. Zu allemhiu standen sie im Verdachte, daß sie mit dem Blute er- 
mordeter Christenkinder Zauberei trieben. Es fiel daher verwegenen 
Leuten zur Zeit einer Volksaufregung, z. B. bei dem ersten Kreuzzuge, 
bei Hungersnot oder verheerenden Krankheiten nicht schwer, gegen die 
Juden einen Volkssturm zu erregen, in welchem sie massenhaft ermordet 
oder ihres Eigentums beraubt wurden. 
Um 1310 verbreitete sich eine pestartige Krankheit aus Asien nach 
Europa, die im Jahre 1347 Italien erreichte und besonders 1348 in 
Deutschland wütete und ebensowenig Frankreich und England verschonte. 
Eine faulige Entzündung ergriff die Brustorgaue mit heftigen Schmerzen, 
blutiger Auswurf erfolgte bei stinkendem Atem; Brandbeulen, Drüsen- 
geschwülste und schwarze Flecken zeigten sich auf der Haut; der Tod er- 
folgte oft in wenigen Stunden, wer aber den dritten Tag überlebte, war 
gerettet. Man nannte diese Pest den ,,schwarzen Tod" oder „das 
Weltsterben", oder „den großen Tod"; denn ein Dritteil des Menschen- 
geschlechts soll hinweggerafft worden sein; ebenso fürchterlich war die 
Verheerung unter den Tieren. Die Angaben über die Zahl der Ge- 
storbenen lauten fast unglaublich: in Florenz sollen 60 000, in Venedig 
100 000, in Paris 50 000, in Straßburg 16 000, in Basel 14 000 
Menschen gestorben sein! An eine geordnete Krankenpflege war nicht 
mehr zu denken; zum Tode verurteilte Verbrecher wurden als Toten- 
gräber verwendet, reichten aber nicht hin, daher blieben viele tausend 
Leichen unbegraben und verpesteten die Luft. In Avignon mangelte Platz 
und Zeit zur Beerdigung der Gestorbenen, daher segnete der Papst, 
welcher damals in Avignon residierte, den Nhonefluß als Gottesacker
	        
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