Westindit 
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so genießt man den herrlichsten und seltensten Anblick. DaS 
Boot schwimmt auf einer krystallenen Füssigkeit, in welcher eS 
wie in der Luft zu hangen scheint. Wer damit unbekannt ist, 
wird leicht geneigt, von diesem Anblicke schwindlich zu werden. 
Unter sich sieht man auf dem reinen weißen Sande, der den 
Boden deckt, jede Kleinigkeit, tausenderlei Gewürme, Seeigel, 
Seesterne, Schnecken, Muscheln und bunte Fische. Man schwebt 
über ganzen Waldungen von herrlichen Seepflanzen, Korallen 
und mancherlei buschigen Schlammgewächsen hinweg, die durch 
vielerlei Farben das Auge nicht minder ergötzen, und von den 
Wellen so sanft hin und her bewegt werden, wie die blumen¬ 
reichsten Gefilde des festen Landes. Das Auge täuscht sich in 
Beurtheilung der Liefe; man glaubt mit der Hand Pflanzen 
pflücken zu können, die mit den längsten Rudern kaum zu errei¬ 
chen sind." Ein Andrer sagt: ,,Jch konnte deutlich einige 
Klaftern weit vom Ufer den Meeresgrund bedeckt mit Pflanzen 
von verschiedener Größe sehen. Ec glich einer Wiese, über 
welche mit langsamen Schritten die Schildkröte,. der Meeraal 
und andere kriechende Thiere, Medusen, Meerigel, Muscheln u. 
s. w. zogen, welche ihre Wohnungen auf dem Rücken trugen 
und ihre Nahrung suchten, während Fische von verschiedener 
Größe hier und dort gleichsam hinflogen. 
Die Bermudas und nördlichen Bahama abgerechnet, die in 
der nördlich gemäßigten Zone liegen, haben alle Inseln tropi¬ 
sches Klima. Die Hitze würde unerträglich seyn, würde sie nicht 
durch die kühlenden Passatwinde, die den größten Theil des Jah¬ 
res wehen, gemildert. Dennoch ist sie, so lange die Sonne hoch 
steht, ziemlich heftig,, wenigstens für uns Europäer, die wir die 
tropische Wärme nicht gewohnt sind. Die schönsten Tageszeiten 
sind die Morgen und Abende. „Ein westindischer Morgen fetzt 
durch seine Lieblichkeit den Fremden in das größte Entzücken 
und Erstaunen, und zeigt die westindischen Inseln in aller ihrer 
Pracht, indem der Morgenstern mit einer alle Begriffe überstei¬ 
genden Schnelle seine tägliche Bahn dahin eilt, die Sonne in 
strahlender Herrlichkeit aus der Sec hervortritt, und die kleinen 
Sterne in dämmerndem Lichte erscheinen. Nichts geht über die 
Pracht, mit welcher der Abend erscheint Der Himmel zeigr 
ein Blau, das man in Europa nicht kennt; unzählige Sterne, 
welche die dicke Luft von Nordeuropa dem menschlichen Auge 
verbirgt oder kaum sichtbar werden laßt, funkeln mir einem blen¬ 
denden Glanze. Vorzüglich leuchtet die Venus mit einem so hel¬ 
len Lichte, daß die Baume in demselben ihre Schatten werfen 
wie in dem Lichte des Mondes. Einen außerordentlichen Reiz 
haben die Mondnächte. Der Mond verbreitet einen weit größern 
(Slanj als in Europa, so daß man die kleinste Schrift in seinem
	        
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