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Geld regne zwar nirgends durch den Kamin herab, aber nicht zweihundert 
Gulden nähme er darum, daß er nicht zugesehen hätte, wie die gute 
Mutter ihren Lohn erkannte und sein Glück sah. Johann Peter Hebel. 
15. Das taube tttütterlein. 
wer öffnet leise Schloß und Tür? 
wer schleicht ins Haus herein? 
Ls ist der Sohn, der wiederkehrt 
zum tauben Mütterlein. 
Er tritt herein! Sie hört ihn nicht, 
sie saß am Herd und spann - 
da tritt er grüßend vor sie hin 
und spricht sie „Mutter" an. 
Und wie er spricht, so blickt sie auf, 
und — wundervoll Geschick — 
sie ist nicht taub dem milden Wort, 
sie hört ihn mit dem Blick. 
Sie tut die Nrme weit ihm auf, 
und er drückt sich hinein, 
da hörte seines Herzens Schlag 
das taube Mütterlein. 
Und wie sie nun beim Sohne sitzt 
so selig, so verklärt — 
ich wette, daß taub Mütterlein 
die Lnglein singen hört. Friedrich Halm. 
16. Der erste Christbaum in der Waldheimat. 
„Bist doch noch kommen! wir haben schon gemeint, 's Wetter! 
Der Uickerl hat schon gröhrt, hat glaubt, du kunntst im Schnee sein stecken 
blieben. Ua, weil d' nur da bist, was magst denn gleich? Lin Lier- 
speis? Lin Kaffee? weihnachts-Guglhupf Han ich auch schon." 
Kennt ihr sie? Kennt ihr sie nicht? Das ist ja die Stimme der Mutter! 
Ls waren die ersten Weihnachtsferien meiner Studentenzeit, wochen¬ 
lang hatte ich schon die Tage, endlich die Stunden gezählt bis zum Morgen 
der heimfahrt von Graz ins Ulpel. Und als der Tag kam, da stürmte 
und stöberte es, daß mein Lisenbahnzug stecken blieb ein paar Stationen 
vor Krieglach. Da stieg ich aus und ging zu Fuß, frisch und lustig, 
sechs Stunden lang durch das Tal, wo der Frost mir Nase und (Ohren 
abschnitt, daß ich sie gar nicht mehr spürte- und durch den Bergwald 
hinaus, wo mir so warm wurde, daß die (Ohren auf einmal wieder da 
waren und heißer als je im Sommer. Der Nase vergaß ich, doch stak 
sie sicher fest im Gesicht, wo sie heute noch steckt. Buch mein Bündel 
Bücher schleppte ich, denn die Professoren waren so grausam gewesen, mir 
Hausaufgaben zu diktieren. So kam ich, als es schon dämmerte, glücklich 
hinauf, wo das alte Haus, schimmernd durch Gestöber und Nebel, wie 
ein verschwommener Fleck stand, einsam mitten in der Schneewüste. Uls 
ich eintrat, wie war die Stube so klein und niedrig und dunkel und warm 
— und urheimlich! Sn den Stadthäusern verliert man ja allen Ma߬
	        
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