Griechische Geschichte.
tum und gewinnt immer mehr Einfluß, (vgl. die Hansestädte, die
italienischen Gemeinwesen), freilich in dem demokratischen Staat der
Hellenen weit mehr als in dem monarchischen des christlichen Abend-
landes. Das Recht ist ursprünglich nicht aufgezeichnet; bei entwickel¬
ten Verhältnissen macht sich hier wie dort das Bedürfnis nach einer
Niederschrift der Gesetze geltend. Auf dem Gebiete des Heerwesens
beobachten wir in beiden Perioden zunächst ein starkes Überwiegen des
ritterlichen Adels, bis dann infolge der wirtschaftlichen und sozialen
Umwandlungen das Fußvolk die erste Stelle einnimmt (freilich besteht
es im Altertum aus freien Bürgern, um 1500 aus Söldnern). Das
geistigeLeben endlich weist in beiden Fällen eine Entwicklung^von
der Gebundenheit zu freier Entfaltung der Persönlichkeit auf:) am
Ende des Mittelalters steht bei den Griechen die höchste Ausbildung
der Lyrik, die Entstehung des Dramas, die Philosophie Heraklits, der
dann bald auch die erste Blüte der griechischen Plastik folgt, im christ¬
lichen Mittelalter Renaissance und Reformation.
Andrerseits fehlt es nicht an Unterschieden; die wichtigsten sind
folgende. Einmal übt im christlichen Mittelalter die Kirche auf-das
gefamte geistige, soziale und politische Leben einen sehr starken Ein-
fluß aus, während es im hellenischen Altertum keine Kirche gibt; dieses
stellt vielmehr den Staatsgedanken über alles. Im christlichen
Mittelalter ferner, das den Gedanken des Reichs von dem römischen
Kaisertum geerbt hat, bestehen von vornherein Großstaaten; die
Griechen dagegen haben es nie zu einer nationalen Einigung gebracht.
Staat und Kultur in der Frühzeit des Mittelalters.
§ 22. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Stände. Der Staat.
Unsre wichtigste Quelle für die Zustände dieser Zeit sind die Homert-
schert Gedichte. Auch jetzt spielt die Viehzucht noch eine bedeutende
Rolle; Königssöhne weiden ihr Vieh auf den Bergtriften, der Reich-
tum des Odysseus besteht zu einem wesentlichen Teile aus seinen
Herden. Daneben hat sich der Ackerbau entwickelt: man düngt
bereits den Boden, baut Wein und anderes Obst und den Ölbaum.
Neben diesen Zweigen der Urproduktion ist das die Rohstoffe ver¬
arbeitende und veredelnde Gewerbe noch wenig entwickelt. Zwar
gibt es einige Gewerbe, die für den Verkauf arbeiten, z.B. das der
Schmiede, oder für Lohn ihre Dienste anbieten, wie das der Sänger,
Ei^nwirt-der Ärzte, der Herolde; aber im ganzen ist die Arbeitsteilung noch
wenig fortgeschritten. Wie man die Bodenerzeugnisse, die man braucht,