Entwicklung in der zweiten Hälfte deZ griechischen Mittelalters.
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Zeugnisse, Leinwand und Wollstoffe, Metallwaren, Tongefäße usw.; sind
doch z. B. griechische bemalte Vasen in großer Menge in apulischen und
etruskischen Gräbern aufgefunden worden. Dadurch wird eine für den
Export arbeitende Industrie ins Leben gerufen; das Handwerk Industrie
schritt weit über die Anfänge, wie wir sie in der Odyssee finden, hinaus;
im sechsten Jahrhundert schon entstanden Fabriken, die mit Sklaven
arbeiteten. Jetzt begann man Sklaven in großem Maßstabe ein¬
zuführen, um sie in der Gewerbtätigkeit zu verwenden; man bezog
sie aus Barbarenländern, und allmählich entstand in- den großen
Handelsstädten Milet, Korinth, Chalkis, Ägina, Athen eine Sklaven¬
bevölkerung, die an Kopfzahl hinter den Freien nicht weit zurückstand,
hier und da sie sogar übertraf. Zugleich verbreitete sich der Gebrauch
des geprägten Geldes und erleichterte den Handelsverkehr, wie es
zugleich die Ansammlung von Kapitalien ermöglichte. Der Wohl- Wohlstand
stand stieg; mit ihm wuchs freilich auch in manchen Kreisen ein
wildes Jagen nach Gewinn; „Geld macht den Mann" (xQW^a, XQV~ ®eit>
juar ävrjg) wurde der Wahlspruch für viele^Llndrerseits war doch ernste
Religiosität weit verbreitet. Und wie die Städte des Mittelalters ihren
Ruhm in der Errichtung prächtiger Dome suchten, so die des Altertums Baute»
in dem Reichtum der Weihgeschenke und in mächtigen Tempelbauten;
jenem Zeitalter gehört unter andren der große dorische Tempel von
Pästum am tyrrhenischen Meere an.
Während so die an der Küste wohnende und seefahrende Bevölkerung
Griechenlands über die engen Schranken, die bisher ihre Wirtschaft um¬
schlossen, hinaustrat, entfaltete sich auch auf geistigem Gebiete
ein reges Leben. Neben das ritterliche Epos trat zunächst das Lehr- Poesie
gedicht des Hesiodos aus Bootien. Er verfaßte das Gedicht
über die Arbeit ('Egya xal rj/Aegai, Werke und Tage, so genannt, weil
ihm ein Arbeitskalender angehängt ist), und die Theogonie (ßeoyovia),
ein Gedicht vom Ursprung der Götter. Er ist die erste erkennbare
Persönlichkeit der griechischen Literaturgeschichte. Bald darauf entstand
die Lyrik, die persönliche Empfindungen ausdrückt. Ihr Schöpfer
ist der leidenschaftlich subjektive Jambendichter A r ch i l 0 ch 0 s von
Paros. Die Heimat des tief empfundenen Liedes ist die Insel
Lesbos, das Vaterland des A l k a i 0 s und der S a p p h 0. An
sie schloß sich A n a k r e 0 n von Teos an, der noch in grauem Haar
von Wem und Liebe sang. Die Elegiendichtung hatte verschiedenen
Inhalt, Klage, Liebessehnsucht, begeisterten Mahnruf zur Schlacht,
politische Gedanken. Elegien (Gedichte in Distichen) schuf T y r •