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Griechische Geschichte.
können; sodann das gewaltige Bronzebild, das seinen Platz draußen
zwischen dem Parthenon und den Propyläen hatte; endlich die „lemnische
Athene", die bort lemnischen Kleruchen geweiht war.
Wiebiel bort dem bildnerischen Schmuck des Parthenons selbst
auf Pheidias und seine Schüler zurückgeht, läßt sich nicht genau fest¬
stellen; jedenfalls sind sehr berschiedene Künstler dabei tätig gewesen.
Die Me10 pen sind, wie ihr Stil erweist, zuerst geschaffen; sie
enthalten Kampfszenen, besonders aus den Kämpfen der Kentauren
und Lapithen. Rings oben um die Wand der Cella lief ferner
ein Relief-Fries, der den Festzug des athenischen Volkes,
der alle bier Jahre am Panathenäenfest stattfand, darstellte: herrliche
Gestalten bon fchlichter Erhabenheit, Mädchen, die Opfergeräte tragen,
jugendliche Reiter auf stürmischen Rossen, sich unterhaltende Greise,
schließlich die in behaglicher Haltung zuschauenden Götter selbst. End-
lich wurden die beiden Tempelgiebel mit Statuengruppen ge¬
schmückt; in dem einen war dargestellt, wie Athene nach ihrer Ge¬
burt zum ersten Mal unter den olympischen Göttern erschien, in
dem anderen, wie sie mit Poseidon um den Besitz des attischen
Landes stritt. Zu den erhaltenen Statuen dieser Giebel gehören
drei herrliche Gewandstatuen bon Frauen (Schicksalsgöttinnen, Mören,
früher Tauschwestern genannt) und der ruhende, unbekleidete „Diony-
sos". Der größte Teil der Parthenonskulpturen ist um 1800 bon
Lord Elgin nach England geführt worden und befindet sich im Bri-
trischen Museum.
Leider erfuhr Pheidias Undank bort den Athenern; er wurde
angeklagt, einen Teil des Goldes oder Elfenbeins bon dem Athene¬
standbild unterschlagen zu haben, und ins Gefängnis gesetzt. Nachher
scheint er Athen berlassen zu haben und nach Olympia gegangen zu
sein; hier schuf er das machtbolle, goldelfenbeinerne Bild des in milder
Majestät thronenden Zeus.
Polykleitos Ein Zeitgenosse des Pheidias war der argibische Bildhauer P 0 l y -
kleitos; seine berühmteste Statue war der Speerträger (Dory-
Photos), ein Jüngling bon gedrungenen, aber harmonischen Formen,
den man wegen der Schönheit der Verhältnisse als Kanon (Richtschnur)
Mnron und bezeichnete. Etwas älter als Pheidias war M y r o n , der Schöpfer des
Paionios ,
Diskuswerfers; etwas junger war Pa: onios, dessen herabschwebende
Siegesgöttin zu Olympia aufgefunden worden ist.
Die Malerei Neben die großen Bildhauer und Baumeister tritt als erster der
großen griechischen Maler Polygnotos, der unter anderem die