Object: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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„Vi, Veler, lieber Vater, ein Spielding wunderschön 
60 Allerliebstes san ich noch nie auf unsern Hänhn.“ 
Der Alte sass am Tissche und trank den hilen Vein, 
Er sehaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein 
„Mas Zappeliges bringst du in demnem Tuch herbeiꝰ 
Du hupfeot ja vor Freuden; lass sehen, was es sei.“ 
S 
— 
Sie gpreitet aus das Tuchlein und füngt behutsam an, 
Den Bauern aufæaustellen, den Pflug und das Gespanm; 
Vie alles auf dem Lische sie eierlich aufgebaitt, 
So Hatscht sie in die Hände und springt und qubelt laut. 
Der Alte wird gar ernssthaft und wiegt sein Haupt und spriclit: 
MNas hast du angerichtetꝰ Das ist hein Spielgeug nicht 
Vo du es hergenommen, da trag' es wieder hin, 
Der Bauer ist Lein Spieleuq; was Lommt dir in den Sinn? 
Sollst qleich und ohne Murren erfullen mein Gebot; 
Denn waàre nicht der Bauer, so hättest du Lein Brod,; 
Ls spriesst der Stamm der Riesen aus Bauernmarsa hervor, 
Der Bauer isst Lein Spielæeuq; da sei uns Gott davorl 
165. Die beherzten Knaben. 
(riedrich Jacobs.) 
Nicht weit von Bistritz wohnte in einem Dorfe eine Wittwe; 
diese Frau war krant, und da es im Hause an Holz mangelte, 
schickte sie ihre beiden Knaben mit einem Schlitten hinaus in den 
Busch. Von diesen Knaben war der älteste noch nicht zwölf, der 
andre erst acht Jahre alt. Wie sie mit ihrem Schlitten an der 
Kirche vorüber kamen, sagte der jüngere: „Janko, mir ist wun⸗ 
derlich zu Muthe. Es ist mir, als müßte uns ein Unglück 
begegnen. Laß uns erst in die Kirche gehen.“ Der ältere ant⸗ 
wortete: „Ich bin auch dabei. Mir hat auch diese Nacht wun⸗ 
derliches Zeug geträumt; ich weiß es aber nicht recht deutlich 
mehr; nur daß ich blutete.“ Sie ließen also ihren Schlitten an 
der Kirchthür stehen, gingen hinein und beteten. Dann fuhren 
sie weiter und waren recht wohlgemuth, ob sie gleich einmal über 
das andre tief in den Schnee fielen, und dürres Holz fanden sie 
auch in Ueberfluß. Und schon waren sie beschäftigt, es auf dem 
Schlitlen zusammenzulegen und fest zu binden, als sie in der 
Jerne zwel Wölfe erblickten, die in gerader Nichtung auf sie 
zuliefen. Ihnen zu entrinnen, war unmöglich; ein Baum, auf 
den sie sich hätten retten lönnen, war nicht in der Nähe; und 
was hätte ihnen auch der höchste Baum geholfen? Die Wölse 
hätten dabei Wache gehalten, und sie hatten verhungern müssen. 
Was thun sie also in dieser Noth? Der ältere, ein entschlossener
	        
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