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Seidenbau lieferte, so daß die Sache später wieder eingeschlafen
ist und jetzt in Deutschland nur noch hie und da als Liebhaberei
betrieben wird. Deutschland züchtet aber jetzt in großem Maße Eier
für andere Länder, in welchen die Seidenraupenkrankheit große
Verheerungen unter diesen Tieren anrichtete. Seidenwebereien finden
sich jetzt in Deutschland an vielen Orten, so besonders in Krefeld,
Elberfeld und Annaberg. Die Seide war ursprünglich sehr teuer.
Der römische Kaiser Elagabalus (200 n. Chr.) war der erste,
welcher ein seidenes Kleid trug; Karl der Große hatte seinen
Mantel nur mit Seidenstreifen verzieren lassen, und ein schottischer
König lieh sich ein paar seidene Strümpfe, als er den englischen
Gesandten empfangen wollte. Das ist jetzt anders geworden.
Die Baumwolle wird in Deutschland in solchen Mengen,
wie gegenwärtig, erst nach der Entdeckung Amerikas verwandt.
Doch war auch schon vor dieser Zeit die Baumwolle in der alten
Welt bekannt; besonders in Arabien, Ägypten, im Innern Afrikas
und in Indien ist von alters her Baumwolle gebaut und ver¬
arbeitet worden.
Die Urstände. Auf vielen Dörfern und in kleinen Städten
kann man sich heute noch ein ganz deutliches Bild von den vier
Urftanden machen. Der Freiherr, sei er Baron, Graf oder Fürst,
ist der Edeling, die Bauern oder Bürger sind die Freien, die so¬
genannten Häuslinge oder Jnstlente, die in selbständiger Wirtschaft
in einem zum Hofe des Freiherrn, Bauern oder Bürgers gehörigen
Häuschen wohnen, etwas zum Hofe gehöriges Land für sich be¬
wirtschaften und dafür in erster Linie dem Hofbesitzer zur Arbeit
verpflichtet sind, sind die Hörigen, während die Dienstboten als
Schalke zu betrachten sind.
Der Name „Kerl", der sich jetzt noch, besonders in Nord-
westdeutschland, als Familienname findet und auch noch in unserem
Vornamen Karl enthalten ist, bedeutet Mann. Wie allgemein der
Name „Mann" früher war, sehen wir heute noch an der außer¬
ordentlich großen Zahl von Familiennamen, die mit „mann" zu¬
sammengesetzt sind.
Der Name „Schalk" ist auch in Marschall enthalten, ein
Wort, das aus mar und schalk, gebildet ist und wörtlich Pferde¬
knecht heißt. In der Zeit des Übergangs vom Heidentume zum
Christenlume entstand wohl der Name „Gottschalk".
Die Unfreien, volkswirtschaftliche Betrachtung*): Eine Ein¬
richtung, wie die persönliche Unfreiheit, die sich fast bei allen
*) Volkswirtschaftliche Betrachtungen und Belehrungen werden wir
immer durch fette eckige Klammern kenntlich machen. Als Quelle diente uns
hierbei vornehmlich „Wilhelm Roscher, System der Volkswirtschaftslehre,
4 Bände, Verlag der I. G. Cottaschen Buchh. Nachf. in Stuttgart."