Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Die Revolution des Jahres 100. Der marsische oder Bundesgenossenkrieg. 359 
III. Die Revolution des Jahres 100. 
Als der Abgott des Volkes im Besitze der Macht, verband sich jetzt der 
Bauernsohn aus Arpinum mit zwei Radikalen, Gajus Servilius 
Glaucia und L. Appulejus Saturninus, gegen die verhaßte Nobilität 
und verschaffte sich mit deren Hilfe das sechste Konsulat, ersterem die Prätur. 
Saturninus, wegen schlechter Verwaltung der Quästur gemaßregelt, fiel bei 
der Bewerbung um das Tribunat durch, ließ daher, kurz entschlossen, einen 
Tribunen ermorden und sich in einer unordentlichen Abstimmung wählen. 
Auf eine bewaffnete Rotte Gleichgesinnter gestützt, brachte er, seinen Amts- 
genossen und dem Senate zum Trotz, Anträge über Anträge ein, einen 
günstiger für das Volk als den andern. Den Marianischen Soldaten sollte 
in Oberitalien, Gallien und Afrika Land zugewiesen werden, je 100 Jucherte; 
die italischen Bundesgenossen, die in den Legionen gedient, sollten bei der Ver- 
teilung der Äcker den Römern gleich behandelt werden und das Bürgerrecht 
erhalten. In der Volksversammlung ließ Saturnin jeden, der das Wort 
gegen den Antrag erhob, packen und abführen. Als einige auf den Aber- 
glauben des Volkes spekulierten und riefen: „Es donnert" — dieses Prodigium 
machte sonst der Abstimmung ein Ende —, donnerte sie Saturnin mit der 
Drohung nieder, „es werde auch gleich hageln". Das Gesetz ging durch; 
der Senat bestätigte es, teils aus Furcht, teils von Marius belehrt, man könne 
ja den gefaßten Beschluß später wieder umstoßen. 
Das Volk hatte erfahren, daß es Meister sei, wenn ein Mann aus 
seiner Mitte eine bewaffnete Macht zur Verfügung habe; aber die bessere 
Natur in ihm sträubte sich doch, als die Frechheit der Demagogen alles Maß 
überschritt. Glaucia ließ seinen Mitbewerber um das Konsulat für das 
Jahr 99, den ehemaligen Tribunen C. Memmius, durch seine Anhänger tot- 
schlagen. Da sah sich ihr Gönner selbst, C. Marius, genötigt, als Konsul 
im Auftrage des Senats gegen das Knüttel-Regirnent einzuschreiten. Bei dem 
Straßenkampfe auf dem Forum und dem Capitol wurden Saturninus und 
Glaucia von der römischen jeunesse doree zu Tode gesteinigt (100). Marius 
hatte durch sein zweideutiges Verhalten die Achtung auch der eigenen Partei ein- 
gebüßt und that wohl daran, daß er sich nach Asien begab. Die Herrschaft 
der Optimalen war von neuem befestigt. 
IV. Der mariische oder Lundesgenolsenkrieg (91—88). 
Zu dem Hader der Optimalen und des niedern Volkes gesellte sich noch 
der Gegensatz zwischen der Senatspartei und den Rittern, weil diese die ihnen 
zuerteilte Gerichtsbarkeit noch viel parteiischer ausübten und ausnutzten als 
vordem die senatorischen Geschworenen. Um den herrschenden Mißständen ein
	        
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