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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
pater Orchamus Ovids (Metam. 4, 112). Frühe wanderten semitische
Stämme in Nord- und Mittelbabylonien (in Erech und Agadi) ein, eigneten
sich allmählich die sumerische Kultur an und gewannen bald auch die Herrschaft.
König Sargon I. von Agadi, d. i. Akt ad (um 3800?), und sein Sohn
Naram-Sin beherrschten bereits sast ganz Babylonien. Doch waren die Priester-
fönige von Sirgulla weder von Erech noch von Agadi abhängig. Um 3100
dehnte einer von ihnen, Gudia, seine Macht nach Norden, Osten und Westen
aus und verbreitete die sumerische Kultur nach dem Lande Assur (Assyrien);
er baute sogar der großen Urwassergöttin Ghanna (Jstar) zu Ghanna-ki, dem
spätern Ninive, ein Heiligtum. Etwa 100 Jahre nach ihm machte sich
Ur-Ba'u von Sirgulla zum Beherrscher von Gesamtbabylonien und gründete
im Lande Magan westlich des Euphrat eine neue Residenz Ur. Dann traten
semitische Könige in Nisin und Larsa auf und gegen 2000 auch solche in
Tintir, d. i. Babel — Wirrwarr, abgeleitet von balal — verwirren,
dann umgedeutet — bab-ilu, Pforte Jlus (Gottes). Ein anderer Name für
Babel war I-ki — Sprachenstadt. Unterdessen hatten die El a mit er, die
östlichen Nachbarn Südbabyloniens, von denen König Kedor-Laghomer auch
1 Mos. Kap. 14 erwähnt wird, ein Zeitgenosse Abrahams und Melchisedechs,
dieses Land unter ihre Oberherrschaft gebracht und bedrohten auch Nord-
babylonien. Da brach um 1900 v. Chr. Chammuragas (1923—1868)
ihre Macht und führte eine neue Zeit des Friedens und des Wohlstandes
sür Babylonien herbei. Mit den Kossäern, einem den Elamitern ver-
wandten und nördlich von ihnen wohnenden Gebirgsstamm, kam das Land
von neuem unter die Herrschaft von Fremden (von 1731—1154), die in¬
dessen die babylonische Kultur annahmen und mit den alten Bewohnern all-
mählich verschmolzen. In diese Periode fallen die Kämpfe der Ägypter mit
dem Chetiterreiche in Syrien und das Aufblühen des semitischen Assyrer-
reiches, das wie das syrische „Westland" seine Kultur den Babyloniern
verdankte. Die Könige von Assur benutzten zweifellos Thronwirren zu An-
griffen gegen das ihnen seither befreundete Reich und erschütterten dessen Macht,
ohne es vollständig seiner Selbständigkeit berauben zu können.
I). Das assyrische Reich (1100—606).
Hervorgegangen aus einer babylonischen Statthalterfamilie, machten sich
die Priesterkönige der Jstar von Ninive nach langen Kämpfen erst von
Babylonien unabhängig, dann drangen sie den Tigris aufwärts erobernd
vor, besonders Salmanassar I. (ca. 1330—1310), und erhoben sich nach
einer etwa anderthalbhundertjährigen Zeit des Niederganges um 1140 unter
Assur-risch-ischi, d. i. „Assur, erhebe das Haupt", wieder zu neuer Kraft.
Sein Sohn Tiglatpilesar I. (ca. 1120—1100) unternahm weite Feld-