Full text: Die Geschichte Württembergs

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III. Württemberg als Herzogthum. 
schen und religiösen Angelegenheiten Deutschlands wurde. Ganz 
im Sinne Eberhards im Bart hat Christoph mit Klugheit und Vorsicht, 
mit Entschlossenheit und Ausdauer und voller, hingebender Liebe zu seinem Volke 
dessen Rechte gewahrt, befestigt und ausgedehnt und damit ein Werk weiterge- 
führt, das König Wilhelm der Vollendung zuführte. Von Christophs segens- 
reicher Arbeit gilt mit allem Recht das Wort Göthes: 
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, 
Das Aechte bleibt der Nachwelt unverloren." 
§. 26. 
<Mde Kerzog Eberhards I. Eberhard II. 1496—1498. 
„Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, 
Ist eingeweiht, nach hundert Jahren klingt 
Sein Wort und seine That dem Enkel wieder." 
Göthe. 
„Wer mit dem Leben spielt, kömmt nie zurecht: 
Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer ein Knecht.' 
(Sethe. 
1496 Der empfangenen Herzogswürde sollte sich Eberhard nicht lange mehr 
bis erfreuen. Schon -längere Zeit litt seine Gesundheit, die er in der Jugend 
1498' durch Ausschweifungen untergraben und später in anstrengender Arbeit nie ge- 
schont hatte. Schon nach der Krankheit, die ihn während des Abschlusses des 
Eßlinger Vertrags befiel, hatte er sein Testament gemacht. Kurz vor seinem 
Ende erinnerte er noch seine Räthe an ihre Pflichten. Seine Gemahlin tröstete 
er mit liebreichen Worten unter den Thränen der Umstehenden. Nach dreitagl- 
gern schwerem Kampf entschlief er, am 24. Februar 1496, nachdem er vorher 
noch das h. Abendmahl empfangen hatte. Seiner Verordnung gemäß wurde 
sein Leichnam in seinem Stifte, St. Peter zu Einsiedel, beigesetzt, 40 Jahre spater 
aber in die Gruft nach Tübingen gebracht. Seine treue Gemahlin nahm ihren 
Wittrensitz in Böblingen, wo sie im Jahr 1503 starb. Als Kaiser Maximilian 
drei Jahre nach Eberhards Tod durch Schwaben reiste, besuchte er auch dessen 
Grab und sprach dort die denkwürdigen Worte: „Hier liegt ein Fürst, 
weise und tugendhaft wie keiner im Reich. Sein Rath hat mir 
oft genützt". 
Da Eberhard im Bart keine Kinder hinterließ, folgte ihm fein Vetter, 
früherer Graf Eberhard VI., jetzt Herzog Eberhard II. Dieser war in seinem 
50. Lebensjahr immer noch derselbe wie in seiner Jugend. Er leistete nach semem 
Einzug in Stuttgart den Schwur auf Treue und pünktliche Erfüllung der Ver- 
träge, und das Württemberger Volk kam ihm deßhalb mit Vertrauen entgegen 
Aber „Alter schützt vor Thorheit nicht", sagt ein Sprichwort. Eberhard 
nahm Konrad Holzinger und Hans von Stetten als Rathe zu sich, 
zwei Männer, die zu allen Schlechtigkeiten die Hand bereitwillig boten und neben 
welchen die von Eberhard im Bart eingesetzten Regimentsräthe nicht bestehen 
konnten. Daher nahmen diese theils ihre Entlassung, theils wurden sie wegge- 
schickt; so zog Reuchlin auf einige Zeit nach Heidelberg; auch Vergenhans und 
der Landhofmeister Hugo von Werdenberg nahmen ihre Entlassung. Nun 
konnte Eberhard mit seinen leichtsinnigen Gesellen in aller Ausgelassenheit 
nach Belieben wirtschaften. Die Landeseinkünfte wurden in Lustbarketten
	        
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