116 Siegmund. — Das Konzil zu Konstanz.
gesetzt und wählte einen neuen Papst. Da aber die beiden früheren
ihre Absetzung als unrechtmäßig verwarfen und ihren Anhang be¬
haupteten, hatte die Kirche drei Häupter. In dieser Verwirrung
verlangte man von dem neugewählten Kaiser Siegmund Abhilfe
Auf dessen Betreiben schrieb der Papst Johann XXIII. ein Konzil
nach Konstanz ans.
Aas Konzil zu Konstanz 1414—1418.
1414 fand sich in Konstanz eine Versammlung ein, die aus-
1414-1418. fallen, Frankreich. England, Deutschland, dessen östlichen und nörd¬
lichen Nachbarländern und nach einigem Zögern auch aus der iberischen
Halbinsel beschickt wurde, so daß hier von 1414—1418 zum letztenma'
das ganze Abendland sich als eine große kirchliche Einheit dar-
stellte. Übrigens waren nicht bloß Geistliche versammelt, sondern
auch Fürsten. Ritter und Abgeordnete von Städten. Klöstern und
Universitäten, wie sich denn die Versammlung durchaus nicht allein
mit kirchlichen Fragen beschäftigte, sondern auch eine Art von
europäischem Kongreß vorstellte, der neben ernsten Geschäften für
Kirche und Staat auch ritterlichem wie anderem Vergnügen oblag.
Die Aufgaben, die sich das Konzil von Konstanz gesetzt hatte,,
touren: erstens das päpstliche Schisma zu hebeu. zweitens über kirch¬
liche Sehren, die von dem Engländer Wicles ausgegangen urtd
von dem Böhmen Johann Hus weitergebildet worden waren, eine
Entscheidung zu treffen, drittens eine Reformation, d. i. Umbildung
der Kirche, die von Mißbräuchen gereinigt werden sollte, durchzu¬
führen. Von diesen Ausgaben wurden nur die zwei erstgenannten
erledigt.
^ejeittgung ^ Papst Johann XXIII. hatte das Konzil ungern berufen;
b Schismas!^ ^ine nicht tadellose Vergangenheit ließ ihn eine solche Versamm¬
lung eher fürchten als wünschen. Immerhin hoffte er, seitdem er
das Konzil, ausgeschrieben, durch die Menge seiner italienischen Lands¬
leute unter den Prälaten sich zu behaupten. Aber da beschloß das
KonzÜ nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen zu stimmen, und
teilte sich zu diesem Zwecke in Italiener. Franzosen, Engländer und
Deutsche, welch letzteren man auch die Skandinavier, Polen und Un¬
garn zuzählte. Nun hoffte Johann das Konzil durch Nachgiebig-
keit zu gewinnen nnd erklärte freiwillig zurücktreten zu wollen, wenn
auch die beiden Gegenpäpste abdankten. Aber als er merkte, daß
das Konzil keinen der streitenden Päpste zu bestätigen oder wieder¬
zuwählen gedachte, flüchtete er mit Hilfe des ihm befreundeten Her¬
zogs Friedrich von Tirol nach Schaffhaufen, das feinem Freunde
gehörte, und widerrief seine Zugeständnisse. Seine Hoffnung, das