Full text: Von der französischen Revolution bis zur Jetztzeit (Bd. 6)

Kapitel VIII. Die politische Neugestaltung Europas. 87 
asiatischem Boden, in Armenien, Erfolge gehabt, sie hatten den Türken die 
Festung Kars entrissen. ^ , 
Ru Paris kam 1856 der Friede zustande. Das Schwarze Meer wurde 
für neutral erklärt. Die Dardanellenstraße blieb Kriegsschiffen geschlossen. 
Auf der Balkanhalbinsel wurde ein neuer Staat geschaffen: Rumänien, der 
aus den beiden Donaufürstentümern, Moldau und Malachai, gebildet wurde, nien. 
Dieser neue Staat trat zunächst unter den Schutz der Großmächte und erhielt 
seinen Fürsten in dem Prinzen Karl von Hohenzollern. 
Die weitere politische Wirkung aber war 1. der führende Staat an ^0ng 
Stelle Rußlands wurde Frankreich, 2. die heilige Allianz erstarb endgültig, 
denn Rußland hegte nun glühenden Haß gegen das treulose Österreich. 
3. Preußen begann sich seiner Bedeutung wieder bewußt zu werden. 
Zar Nikolaus war noch während des Krieges gestorben, fein Sohn ™a1u8§551; 
Alexander II. war ihm in der Regierung gefolgt. 
§ 3. Der italienische Krieg 1859. 
Napoleon suchte der Tradition (Überlieferung) des Bonapartischen Hauses ^on§ 
gemäß sein Kaisertum von kriegerischem Ruhm zu nähren. Der Sieg über bebürfnis. 
Rußland fchien ihm noch nicht zu genügen, er mußte auch dem Hause Habs- 
bürg, dem alten Feinde Frankreichs, einen Hieb versetzen. Aber er mußte 
diesen neuen Krieg mit einer Phrase einleiten, die geeignet war, der fran¬ 
zösischen Eitelkeit zu schmeicheln. Die Stelle, an der Habsburg verwundbar 
war, fand sich in Italien. Und damit war auch die Phrase gefunden. 
Napoleon sprach vom Recht der Nationen! Dasselbe Frankreich, das vor 
fünfzig Jahren drauf und dran ging, jedes historische und nationale Recht 
auszulöschen, sah mit einemmal seine Aufgabe in der Sicherung nationaler 
Rechte. 
Man hatte Österreich schon einen empfindlichen Stich zugefügt, indem 
man Rumänien selbständig gemacht hatte und somit Österreich den fetten Bissen 
vor der Nase entzogen hatte. Der Erfolg der Rumänen reizte die Italiener, 
noch einmal ihr Heil im Waffengang mit Österreich zu versuchen. Der kluge 
Minister Victor Emanuels von Piemont, Graf Cavonr, knüpfte auf der ganzen 
Halbinsel Beziehungen an. Ebenso verständigte sich Cavonr mit Napoleon, der 
zum Entgelt für seine Hilfe Savoyen und Nizza begehrte. Das Haus Savoyeu 
war bereit, seine alten Stammlande zu opfern. Es winkte die Vormachts- 
stelluug in Italien. 
Die Gelegenheit war fo günstig wie möglich, denn auch England war Derwische 
nicht imstande, sich viel in diese Dinge zu mischen. Es hatte alle Hände (1857-58). 
voll zu tun, seine größte Kolonie Ostindien zu halten. Dort war aus einem 
ganz untergeordneten Grunde eine Militärrevolte ausgebrochen, an der sich 
die Bevölkerung beteiligte. Die mohammedanischen und buddhistischen Truppen 
dürfen kein Schweinefett anrühren, denn das Schwein ist ihnen aus religiösen 
Gründen ein unreines Tier. Nun waren ihre Patronen mit Schweinefett
	        
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