I. Preul'sens Eihebung- zur Grofsmacht.
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ging nach Sachsen. Die dankbare Kaiserin nannte Daun den
Retter ihrer Monarchie; Papst Benedikt XIY. sandte ihm einen
geweihten Hut und Degen: ein Zeichen dafür, dafs es sich in
diesem Kriege auch um das Schicksal des Protestantismus handelte.
Gröfser als der rein militärische war der moralische Ein¬
druck von Friedrichs Niederlage. Sie ermutigte die ändern Feinde
des Königs zum Angriff. Die Franzosen unter Marschall d’Estrees
kamen über den Rhein und schlugen ein englisch-hannoversches
Heer unter dem kopflosen Herzog von Cumberland bei Hasten¬
beck (an der Weser südl. von Hameln) (Juli), worauf dieser mit
d’Estrees’ Nachfolger, dem Herzog von Richelieu, die schimpfliche
Übereinkunft (Konvention) von Kloster Zeven (nordöstl. von
Bremen) abschlofs, welche Hannover den Franzosen auslieferte;
dieselben mifshandelten das Land in schändlicher Weise. Die
Schweden fielen in die Uckermark ein. Die Russen erschienen
unter Fermor und Apraxin (Apräxin zu betonen) in Ostpreufsen,
besiegten, in vierfacher Überzahl, den greisen General Lehwaldt
bei Grofs-Jägersdorf (westl. von Insterburg) am 30. August
und hausten im Lande in barbarischer Weise. Der österreichische
General Hadik gelangte sogar auf einem kühnen Streifzuge mit
4000 Kroaten nach Berlin und brandschatzte die Stadt.
Nach einiger Zeit verliefsen die Russen jedoch wieder Ost¬
preufsen, sodafs Lehwaldt sich gegen die Schweden wenden konnte,
die er aus Pommern fast ganz herausschlug. Die Kaiserin Elisa¬
beth nämlich war schwer erkrankt, und von ihrem Neffen und
Nachfolger Peter war bekannt, dafs er ein Yerehrer Friedrichs d. Gr.
war. Um sich bei diesem beliebt zu machen, rief Bestushew die
Generäle zurück. Doch die Kaiserin genas, und ihr Günstling
fiel in Ungnade.
Aus seiner bedrängten Lage rettete Friedrich der glänzende
Sieg, den er und der junge Generalmajor von Seydlitz mit
22000 Mann bei Rofsbach (nördl. von Naumburg) über die Fran¬
zosen unter dem Prinzen von Soubise und die Reichsarmee
unter dem Herzog von Hildburghausen, zusammen 64000 Mann
stark, am 5. November erfocht. Die grofssprecherische Überhebung
des Franzosen, die Kläglichkeit der Reichsarmee, der Niedergang
der französischen Waffenehre traten an diesem Tage grell hervor.