Full text: Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart (Teil 4)

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Siebenter Zeitraum. Von 1740 bis 1786. 
entwässert, Hunderte von Dörfern gegründet und mit Hundert¬ 
tausenden von Ansiedlern besetzt; so wurde „ohne Soldaten eine 
Provinz eroberte Nach dem Siebenjährigen Kriege half der König 
mit Millionen von Thalern den verwüsteten Landschaften wieder 
auf. Eine ganz besonders segensreiche Kulturthätigkeit entwickelte 
er in den ehemals polnischen Gebieten seit 1772. 
26. c) In der Wirtschaftspolitik war Friedrich wie sein Vater 
und die meisten Fürsten seiner Zeit der Ansicht, dafs der Staat 
die wirtschaftliche Thätigkeit der Unterthanen leiten müsse. Bei der 
noch geringen Einsicht der Gewerbetreibenden und Kaufleute in 
damaliger Zeit wirkte eine solche Bevormundung segensreich 
und erziehlich. Durch Staatshilfe und Schutzzölle (III. Teil § 82) 
entwickelte er zahlreiche Industriezweige und gründete viele 
Fabriken. Die Tuchindustrie in der Mark, die Leinenweberei in 
Schlesien gelangten zu hoher Blüte. Auch die Seidenzucht und 
Baumwollenindustrie wie das Berg- und Hüttenwesen förderte der 
König. Die Berliner Porzellanfabrik war Staatsanstalt; sie über¬ 
flügelte selbst die Meifsner. 
Der Handel braucht neben lohnenden Absatzgebieten gute 
Handelswege und sicheren Kredit. Jene gewann er durch die 
Verbesserung alter und die Erschliefsung neuer Strafsen: Fried¬ 
rich baute den Plaueschen und Finow-Kanal sowie nach 1772 
den Bromberger Kanal, vertiefte die Swine und legte Swinemünde 
an, wodurch Stettin an Bedeutung als Seehandelsplatz zunahm. 
Dem Kreditbedürfnis der Kaufleute kam der König durch die 
Gründung der Königlichen Bank entgegen. Die von ihm geschaf¬ 
fene ,,Seehandlunga erfreute sich grofser Privilegien. Auf der 
ändern Seite jedoch war dem Handel das bevormundende System 
hinderlich. 
d) Um die Mittel für diese ausgedehnte Kulturarbeit zu ge¬ 
winnen und überdies das stets schlagfertige Heer zu unterhalten, 
genügte das bisherige Steuersystem (III. Teil § 89) nicht. Fried¬ 
rich erweiterte es durch Einführung der „Regie“: alle Verbrauchs¬ 
gegenstände aufser Getreide und Schweinefleisch wurden hoch be¬ 
steuert; Tabak, Salz und Kaffee wurden Staatsmonopole. Hatte 
dieses System schon an sich den Nachteil, dafs es die Bevölkerung 
schwer bedrückte, dafs es zum Schmuggel verführte, dafs es die
	        
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