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Drei Jahre blieb er in Kassel. Die Abgangsprüsung bestand
er in ehrenvoller Weise. (Später besuchte er noch zwei Jahre
lang die Universität Bonn.)
*3. Die militärische Laufbahn unseres Kaisers.
Als Prinz Wilhelm 18 Jahre alt war, trat er in das
erste Garderegiment zu Fuß ein und machte von jetzt an
•alle militärischen Übungen mit. Sein Großvater, der ihn
in das Heer einführte, sagte bei dieser Gelegenheit zu ihm:
„Nun gehe hin und thue deine Schuldigkeit, wie sie dir
gelehrt werden wird!" Unser Kaiser kam diesen Worten
getreu nach. Er lernte das Militärwesen durch und durch
kennen und hat sich zu einem tüchtigen Soldaten und ge¬
schickten Reitersührer ausgebildet.
4 Unseres Kaisers Familienverhältnisse. Kaiser
Wilhelm II. vermählte sich (am 27. Februar 1881) mit der
Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein.
Dieser Ehe sind bis jetzt sechs hoffnungsvolle Prinzen und
eine Prinzessin entsprossen. Der älteste Sohn, unser Kron¬
prinz, heißt Wilhelm und ist geboren am 6. Mai 1882.
(Der Urgroßvater desselben, Kaiser Wilhelm s., rief damals
freudig aus: „Hurra, vier Kaiser!") Die kleinen Prinzen
beschäftigen sich am liebsten mit dem Soldatenspiel. Unser
Kaiser führt mit seiner Gemahlin und seinen Kindern ein
sehr glückliches Familienleben.
5. Die Thronbesteigung. Unter sehr traurigen Ver¬
hältnissen trat Kaiser Wilhelm II. am 15. Juni 1888 die
Negierung an. Er war erst 29 Jahre alt (aber doch schon
ein ernster, gereifter Mann und auf seinen hohen Beruf
vorbereitet). Sofort wandte er sich in einem jchöneit
Schreiben au sein Volk und versprach, „ein gerechter und
milder Fürst zu sein, die Frömmigkeit und Gottesfurcht zu
pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes
zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem
Rechte ein treuer Wächter zu fein." Alsbald hatte er sich
die Liebe seiner Unterthanen erworben. (Am 25. Juni er¬
öffnete er den deutschen Reichstag. In seiner Thronrede
erklärte er: „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten mit
jedermann, soviel an mir liegt." Zwei Tage später ver-