Das mittlere Deut schland.
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Das Gebirg, dessen Kern Granit und Gneis, ist mehrentheils rauh, wild, mit viel
hervorstehenden Felsmassen, schauerlichen Schluchten und mancher unwegsamen Sumpft
strecke. Jus Gebiet der Raab und zum Regen hinab ist der Abfall schroff und kurz,
nach Ost länger und abgestumpft. Die hohen Kuppen sind nackt; Böschungen, Fuß,
niedere Seitenäste und deren Thalhäuge mit Fichtenwald (böhmischer Urwald)
bestanden. In den Vorbergen ist es sehr metallhaltig. Südlich vom Rachel und
Dreisessel liefert es Graphit, woraus n. a. eine große Menge Schmelztiegel gegossen
tuecben. Diese und eine brauchbare Porzellauerde werden weithin versandt. Bei Zwiesel
nahe dem Arber gibt es Perlmuscheln- Viele und berühmte Glashütten sind im Gebirge;
z. B. auf der Ostseite zu Tachau und Taus, auf der Westseite zu Waldmünchen.
Merkwürdig ist das Schloß Trausuitz an der Pfreimt, wo Friedrich der Schöne
von Oesterreich, der mit Ludwig vou Baiern 1322 nm die deutsche Königswürde nn-
glücklich gestritten hatte, als Gefangener geraume Zeit zubrachte; siehe Schillers:
deutsche Treue.
§♦ 3. Das Erzgebirg.
Es beginnt mit unentschiedenem Charakter an den Hochflächen, die im
NO. an die Waldsteinkette des Fichtelgebirges sich schließen, und zwar un-
weit Asch oder der Quelle der weißen Elster mit dem 757 in. hohen Ka-
pellenberg als Elster g ebir g e und zieht 22 M. nach ONO., wo es unter
dem Namen Elbsand st eingebirg von der Elbe durchbrochen wird. Aus
seinem breiten Granitrücken, der eine mittlere Höhe von 810 m. (im westl.
Theile, dem sogenannten Obergebirge, etwas mehr, im östlichen Nie-
dergebirge etwas weniger) besitzt, heben sich abgerundete Kuppen; so
namentlich aus dem Centrum des Obergebirges, zwischen den Städten
Wiesenthal und Joachimsthal, dem „sächsischen Sibirien," von wo Gewässer
nach allen Richtungen abfließen: der schwarze Wald- oder Keilberg
1235 in. (3804'), der Fichtelberg 1209 m. (3723'), der Spitzberg mit
kegelförmigem Gipfel 1119 in.; gegeu NW. der Auersberg (1017 m.)
bei Eibenstock, gegen NO. der Haßberg (990 m.) und der Wieselstein
(956 m ). Am Fuße des Spitzberges liegt die höchste Stadt Deutschlands,
Gott es gab (1027 m.); dort hinüber, unweit des Keils, führt der Weg
von Annaberg in Sachsen über Joachimsthal nach Karlsbad in Böhmen.
Auf unserm Kärtchen, das nur den westlichen Theil des Gebirgs enthält,
findet sich der Wieselstein nicht, aber der Bühel oder Pöhl und der Haß-
b erg. Nahe der Elbe, im Sandsteingebirge liegt der Schneeberg 743 m.
nahe dem böhm. Ort Eule und dem Passe von Nollendorf.
Es ist bewaldet, zu oberst mit Nadelholz, weiter unten mit Laubholz, und zwischen
den unteren Hängen voll schöner Wiesen. Die Abdachung nach S. ist kurz und schnell
ins Egerthal hinab; nach N. stufen die Aefte und deren Thäler, obwohl hie und da
wild und eng. doch nur allmählich mit Uebergangsgebirg sich ab, bis sie in wellenför-
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