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Römische Geschichte.
Heere Ordnung, eroberte die Vorstadt von Karthago, sperrte den
Handelshafen durch einen Damm, schlug die Karthager, als sie
vom Kriegshafen einen Ausgang zum Meere gegraben hatten,
und nahm schließlich die Stadt mit Sturm 146. Im blutigen
Straßenkampfe mußte Haus für Haus erobert werden. Der letzte
Verzweiflungskampf tobte am Äskulaptempel auf der Burg, in
dessen Flammen sich die letzten Überlebenden hineinstürzten.
Die Stadt ward völlig zerstört und der Boden, wo sie gestanden
hatte, verflucht. In die Flammen der brennenden Stadt blickend,
soll Scipio die Verse Homers gesprochen haben:
Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt,
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs.
Das karthagische Gebiet wurde unter dem Namen Afrika römische
Provinz. Scipio erhielt den Beinamen Africanus (minor d. h. der
J üngere).
88. 2. Der vierte makedonische und der achäische Krieg,
In demselben Jahre 146 wurde auch Makedonien nebst Grie¬
chenland Provinz (später wurde dieses eine besondere Provinz
Achaja). Mit Makedonien geschah das, als dort ein Abenteurer
aufgetreten und besiegt worden war.
In Griechenland erhob sich der achäische Bund (im
Peloponnes) gegen Rom. Doch nachdem Mummius die damals
blühendste Stadt Griechenlands, Korinth, erobert und zerstört
hatte, war die Kraft der Griechen für alle Zeit gebrochen. Zahl¬
lose Kunstschätze wurden aus den griechischen Städten nach Born
geschafft.
W. 3. Der spanische Krieg.
In Spanien, wo der Süden und Osten 206 erobert worden
waren (§80), wurde es den Römern sehr schwer, ihre Herrschaft
zu begründen und auszudehnen. Einerseits reizte die Habgier
der römischen Feldherren und Beamten die Bewohner zu immer
neuen Aufständen; anderseits ist die Bodenbeschaffenheit
Spaniens für den „kleinen Krieg“ (span, la guerilla) sehr günstig.
Schwere Kriege hatte Rom zu führen mit den Lusitanern in
Portugal, an deren Spitze der tapfere Viriäthus trat — er verlor
durch Meuchelmord das Leben —, und mit den Keltiberern in