Full text: Geschichte des Altertums (1b)

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Römische Geschichte. 
b) Das wurde vielfach anders, als die Römer seit 200 in 
Beziehungen zu den Staaten des Orients traten. 
1. Einerseits lernten sie die griechische Kunst u^d Lite¬ 
ratur kennen, und damit stieg die Bildung in Rom erheblich. 
2. Anderseits strömte infolge der siegreichen Kriege eine 
Menge Geldes nach Rom. Doch verteilte dieses sich ifccht auf 
das ganze Volk, sondern blieb in den Händen weniger. Daher 
wuchs der Gegensatz von arm und reich (vgl. § 39, 1). 
In den Kreisen der Reichen und Vornehmen machte sich 
bald 'Wohlleben und Schwelgerei bemerkbar. Vergebens be¬ 
mühte sich Marcus Porcius Cato als Zensor die alte Sitten¬ 
reinheit und Römertugend wiederherzustellen (er wurde wegen 
seiner Strenge Censorius genannt). 
Besonders ungünstig war es, daß der Bauernstand, auf 
dem früher Roms Kraft beruht hatte, geschwunden war. Die 
reichen Leute hatten die Bauerngüter aufgekauft. So waren Güter 
von riesiger Ausdehnung (Latifundien) entstanden; auf den Feldern 
arbeiteten statt freier Männer gefesselte Sklaven. Auch im Ge¬ 
werbebetrieb waren vorzugsweise Sklaven tätig, deren Zahl außer¬ 
ordentlich zunahm. So fehlte es den armen Bürgern auch an 
Arbeitsgelegenheit, und sie wurden daher immer ärmer; sie 
wurden zu Proletariern. Bei vielen kam die Meinung auf, der 
Staat habe die Pflicht, sie zu ernähren, ohne daß sie arbeiteten. 
3. Zu diesen wirtschaftlichen Mißständen kam die Un¬ 
zufriedenheit der italischen Stämme und der Bevölkerung der 
Provinzen mit der römischen Herrschaft. 
Die italischen Bundesgenossen litten besonders unter 
der Last des Kriegsdienstes; und doch waren sie weder an 
der Wahl der den Staat regierenden Beamten beteiligt, noch 
durften sie selber zu Beamten gewählt werden. 
Die Provinzen seufzten unter einer unerträglichen Steuer¬ 
last. Die Regierung verpachtete die Steuern einer Provinz an 
reiche Leute, die dann weit mehr Steuern erhoben als die 
Bewohner eigentlich zu zahlen hatten. Auch die Beamten sogen 
die Länder aus. Der oberste Beamte einer Provinz war ein 
Konsul oder Prätor, der sein Amtsjahr vollendet hatte und 
den Titel Prokonsul oder Proprätor führte.
	        
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