Full text: Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart (Teil 4)

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Siebenter Zeitraum. Von 1740 —1786. 
die geheimen Akten über die zul seiner Vernichtung geschmiedeten 
Pläne der Feinde veröffentlichte. Der Regensburger Reichstag be- 
schlofs gegen den Friedensstörer den Reichskrieg, und Kaiser 
Franz erliefs an ihn eine „Citation“. Österreich, Rufsiand, 
Schweden und Frankreich verbündeten sich nun zu Preufsens 
Zerstückelung und Erniedrigung. Frankreich zahlte an Öster¬ 
reich und die deutschen Staaten riesige Summen an Hilfsgeldern. 
Dieser Übermacht stand Friedrich fast allein gegenüber. 
Den etwa 430000 Soldaten seiner Feinde vermochte er nur etwa 
150000 Feldtruppen entgegenzustellen. England, wo Georgs II. 
Minister William Pitt für Friedrich persönlich begeistert war, 
unterstützte ihn nur unbedeutend. Sonst standen nur Braun¬ 
schweig, Hessen-Kassel, die thüringischen Fürstentümer und 
Schaumburg-Lippe auf seiner Seite. Er wufste, es galt einen 
Kampf auf Tod und Leben. Auf alles gefafst, erliefs er im Januar 
an seinen Minister Grafen Finckenstein einen geheimen Befehl, in 
dem er für den Fall seines Todes oder seiner Gefangennahme An¬ 
ordnungen traf, die von des Königs Pflichttreue und Opfermut 
ein erschütterndes Zeugnis geben. 
§12. Nur ein rascher Angriff konnte Rettung bringen. Friedrich 
brach in Böhmen ein, wo ein österreichisches Heer unter Karl 
von Lothringen und Bxojwne bei Prag eine sehr feste Stellung 
bezogen hatte. Am 6. Mai griff es der König an und besiegte es 
nach einer äufserst blutigen Schlacht, einer der blutigsten der 
neueren Geschichte. Unter den Gefallenen befand sich auf preufsi- 
scher Seite Schwerin, auf österreichischer Browne. Die ge¬ 
schlagene Armee warf sich nach Prag, das Friedrich zu belagern 
begann. Er bedurfte noch eines Sieges, um in Wien Maria 
/ L' Theresia den Frieden diktieren zu können. 
Zum Entsätze von Prag rückte ein österreichisches Heer unter 
Leopold von D_ann heran. Zu seinem Schaden hat Friedrich 
diesen Feldherrn, der freilich seine Genialität nicht besafs, aber 
doch ein ausgezeichneter Heerführer war — die Zeitgenossen ver- 
. glichen beide Männer mit Hannibal und Fabius Cunctator —, stets 
unterschätzt. Am 18. Juni griff er mit 81000 Mann bei KoSin (am 
zweiten Elbknie) das in starker Stellung verschanzte, 54000 Mann 
starke Heer Dauns an und. wurde geschlagen; er trat den Rück-
	        
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