Erster Abschnitt. Die franz. Revolution, Napoleon I. und die Freiheitskriege. 37 
unschädlich machen, aber nicht töten, die Bergpartei verlangte 
seinen Tod. Ein Prozefs wurde gegen ihn (Louis Capet ci-devant 
roi) angestrengt, in dem die Formen des Rechts schnöde rnifs- 
braucht wurden, um eine Gewaltthat zu bemänteln. Die Frage, 
ob der König des Mordes und Hochverrats schuldig sei, wurde 
einstimmig vom Konvent bejaht. In bezug auf die Strafe traten 
Meinungsverschiedenheiten auf: unter dem Toben des Gesindels, 
das den Konvent belagerte, wurde die sofort zu vollziehende Todes- 
strafejmit 361 gegen 360_Btimmen\ beschlossen. Unter der Mehr¬ 
heit befand sich auch Herzog Philipp von Orleans, ein Urenkel 
des „Regenten“ (§ 29 d), der sich jetzt Citoyen Egalitö nannte. 
Am 21. Januar 1793 fiel das Haupt Ludwigs XVI. durch das Fall¬ 
beil (die Guillatinß). Früher schwankend und unentschlossen, hatte 
er in den Tagen des Unglücks sich wie ein Held benommen.^ 
Im Gefolge des Königsmordes entwickelten sich: 
1. der Sieg der Schreckensherrschaft, » 
2. der Bürgerkrieg in Frankreich, 
3. der Krieg Frankreichs mit dem monarchischen Europa 
(§ 44). 
b) Die Schreckensherrschaft 1793 — 1794. 
1. Organisation. Die vollziehende Gewalt legte der Kon¬ 
vent in die Hände des Wohlfahrtausschusses (Comite de salut 
public), der aus 9, später aus 12 Mitgliedern bestand. Den 
Schrecken unter der Bevölkerung hielt das Revolutionstribunal 
aufrecht, das jeden „Verdächtigen“ deF^TIulTIotmir überlieferte. 
So regierte der Wohlfahrtausschufs mit eisernem Despotismus. In 
ihm gewann den gröfsten Einflufs Robespierre; nachdem er 
seinen Xebenbuhler Danton hatte hinrichten lassen, nahm er die 
Stellung eines Diktators ein. 
2. Hinrichtungen. Nach ihrem Siege über die Gironde 
in der Frage des Königsmordes beschlofs die Bergpartei die Ver¬ 
nichtung ihrer Gegner. Die namhaftesten Girondisten wurden 
verhaftet. In der Meinung, nur Marat tra^e an der Schreckens¬ 
herrschaft die Schuld, ermordete ihn ein Mädchen, Charlotte 
Cor day; sie wurde hingerichtet. Gegen die Königin Marie 
Antoinette wurde ein schändlicher Prozefs angestrengt; ihren 
Qualen machte die Guillotine ein Ende (Oktober 1793). Es folgte