Full text: Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart (Teil 4)

II. Die Gründung des Deutschen Reiches, 
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der Franzosen, zumal der Reiterei unter General Galliffet, nicht 
mehr imstande. Am Abende des 1. September gab sich Kaiser 
Napoleon kriegsgefangen; er erhielt das Schlofs Wilhelmshöhe bei 
Kassel (vergl. § 57) zum Aufenthalt. (In England ist er 1878 
gestorben). Am 2. September streckte die in der Festung ein¬ 
geschlossene, noch 83000 Mann starke Armee, auf die sich 800 
Feuerschlünde richteten, die Waffen. „Welch eine Wendung 
durch Gottes Führung!“ 
Am 31. August und 1. September war ein Durchbruchs¬ 
versuch Bazaines bei Noisseville (Osten) durch Manteuffel zurück¬ 
gewiesen worden. 
2. Der Krieg gegen die Republik. § 105. 
Die nächste Folge der Katastrophe von Sedan war, dafs am 
4. September in Paris eine Revolution ausbrach, infolge deren 
Napoleon abgesetzt und die Republik ausgerufen wurde; die Kai¬ 
serin war nach England geflohen. Eine Regierung der natio- 
nalen Verteidigung wurde eingesetzt, zu welcher Trochu, der 
Gouverneur von Paris, Jules Favre, Gambetta u. a. gehörten. 
Eine mittel bare Wirkung des-“deutschen Sieges von Sedan 
war, dafs nach dem Abzüge der französischen Besatzung aus Rom 
die Stadt von italienischen Truppen eingenommen und der welt¬ 
lichen Herrschaft des Papstes ein Ende gemacht wurde. 
Damit war die Einigung Italiens vollendet; Rom war nunmehr 
seine Hauptstadt. Zugleich wurde jetzt das Königreich Italien als 
sechste Grofsmacht anerkannt. ^ Lj 
Trotz der Ergebnislosigkeit von Thiers’ Rundreise an die 
Höfe Europas hielt die neue französische Regierung an dem 
Grundsätze „keine Scholle und keinen Stein“ fest. Darum ging 
der Krieg weuer und drehte sich nun im wesentlichen um die 
Entsetzung von Paris, dessen Einschliefsung durch die III. und 
IY. Armee seit dem 19. September begann. 
Sü' September ergab sicn nach tapferer Verteidigung 
durch General Uhrig Strafeburg, das seit der Mitte des August 
durch General v. Werder bela^H- worden war. Es folgte am 
27. Oktober die Waffenstreckung der Armee Bazaines (173000 
Mann) in Metz und die Übergabe der Festung. Bazaine ist später 
als Verräter verurteilt worden. Richtig ist nur soviel, dafs er sich
	        
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