I. Die Glanzzeit des Kaisertums bis 180 n. Ohr.
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mandeurs) der Prätorianer (Gardetruppen) Sejanus machten ihn
zum Menschenfeind und Tyrannen. Er starb hochbetagt, wie es
heilst, von seiner Umgebung beim Erwachen aus einer tiefen Ohn¬
macht erstickt. Es folgte der Grofsneffe des Tiberius
Gaius, gewöhnlich mit seinem Spitznamen Caligula d. h.
Soldatenstiefelchen genannt; er regierte von 37—41. Er wurde
geisteskrank und verübte im Wahnsinn schreckliche Taten. Nach
seiner Ermordung durch die Prätorianer folgte sein Oheim
Claudius, der von 41 —54 regierte. Er war nicht untüchtig,
liefs sich jedoch allzusehr beherrschen von seinen Frauen, der
sittenlosen Messalina und der ehrgeizigen Agrippina. Diese hat
ihn wahrscheinlich vergiftet, um ihren Sohn aus früherer Ehe,
Nero, auf den Thron zu bringen, den er von 54—68 ein¬
nahm. Anfangs gestattete [Nero seinem früheren Erzieher, dem
Philosophen Seneca, grofsen Einflufs auf die Regierung, so dafs
sie mit guten Mafsregeln begann. Bald aber zeigte er sich als ein
blutgieriger Wüterich und führte ein namenlos lasterhaftes Leben.
Als im Jahre 64 durch eine Feuersbrunst ein grofser Teil Roms
in Asche gelegt wurde, liefs er, da das Volk ihn selber, obwohl
fälschlicherweise, für den Urheber dieses Unglücks hielt, die un¬
schuldigen Juden und Christen als Brandstifter verfolgen,
martern und töten. Zu solchen Freveltaten fügte Nero läppische
Torheiten', indem er öffentlich als Zirkuskünstler und Deklamator
auftrat.
Nachdem er durch einen Aufstand der Prätorianer ermordet
war, folgten in den Jahren 68 und 69 blutige Kriege, da in
verschiedenen Teilen des Reiches von den Soldaten Galba, Otho,
Yitellius und Yespasian zu Kaisern ausgerufen wurden.
3. Die Flavier 69 — 96. §
Titus Flavius Vespasianus befehligte die Legionen in Judäa,
als er auf den Thron berufen wurde.
Judäa war durch Pompejus von Rom abhängig geworden
(I § 102). Zunächst herrschten unter römischer Oberhoheit ein¬
heimische Könige, so Herodes I., unter dessen Regierung Jesus
Christus geboren wurde. Als später Unruhen ausbrachen, schickte
die römische Regierung Landpfleger (Prokuratoren) als Verwalter