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50. Der Wolf und die sieben jungen Geißlern.
jedem von euch etwas mitgebracht.“ Aber die Geißerchen hörten an
der rauhen Stimme, daß es der Wolf war. „Wir machen nicht auf,“
riefen sie, „du bist unsere Mutter nicht, die hat eine feine und lieb¬
liche Stimme, aber deine Stimme ist rauh; du bist der Wolf.“
Da ging der Wolf fort zu einem Krämer und kaufte sich ein
großes Stück Kreide: die aß er und machte damit seine Stimme fein.
Dann kam er zurück, klopfte an die Haustüre und rief: „Macht auf,
ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas
mitgebracht.“ Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote in das
Fenster gelegt, das sahen die Kinder und riefen: „Wir machen nicht auf,
unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du; du bist der Wolf.“
Da lief der Wolf zu einem Bäcker und sprach: „Ich habe
mich an den Fuß gestoßen, streich mir Teig darüber.“ Und als ihm
der Bäcker die Pfoten bestrichen hatte, so lief er zum Müller und
sprach: „Streu mir weißes Mehl auf meine Pfote.“ Der Müller dachte:
„Der Wolf will einen betrügen,“ und weigerte sich, aber der Wolf
sprach: „Wenn du es nicht tust, so fresse ich dich.“ Da fürchtete
sich der Müller und machte ihm die Pfote weiß. Ja, so sind die
Menschen.
Wie der Wolf die armen Geißlein fraß.
Nun ging der Bösewicht zum drittenmal zu der Haustüre,
klopfte an und sprach: „Macht mir auf, Kinder, euer liebes Mütterchen
ist heimgekommen und hat jedem von euch etwas aus dem Walde
mitgebracht.“ Die Geißerchen riefen: „Zeig uns erst deine Pfoten,
damit wir wissen, daß du unser liebes Mütterchen bist.“ Da legte
er die Pfote ins Fenster, und als sie sahen, daß sie weiß war, so
glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, und machten die
Türe auf. Wer aber hereinkam, das war der Wolf. Sie erschraken
und wollten sich verstecken. Das eine sprang unter den Tisch, das
zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche,
das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das
siebente in den Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle
und machte nicht langes Federlesen: eins nach dem anderen schluckte
er in seinen Bachen; nur das jüngste in dem Uhrkasten, das fand
er nicht. Als der Wolf seine Lust gebüßt hatte, trollte er sich fort,
legte sich draußen auf der grünen Wiese unter einen Baum und fing
an zu schlafen.