Full text: Geschichte der neuesten Zeit (Teil 4)

Der Zug nach Ägypten. Die Zweite Koalition. I 81—6. 23 
In seinem Rücken, bei Abukir, war ein türkisches Heer gelandet: 
es wurde bis auf den letzten Mann niedergehauen oder gefangen ge- 
nommen. Nun segelte der General mit wenigen Begleitern unbemerkt ab 
und erreichte nach schwerer, gefährlicher Fahrt die französische Küste. Mit 
Iubbel wurde er erst in Ajaccio, dann an der Riviera begrüßt. 
4. Die Seeschlacht bei Abukir hatte die europäischen Mächte ermutigt: 
sie erneuerten ihre Koalition, der außer der Türkei auch Rußland bei¬ 
trat: den Zaren Paul, Katharinas Sohn, verdroß es, daß Frankreich 
sich in die morgenländischen Verhältnisse mengte. 
Die Zweite Koalition war siegreich auf allen Kriegsschauplätzen: 
Erzherzog Karl schlug die Franzosen aus Deutschland, der Feldmarschall 
Suworow aus Italien hinaus. Dann überstieg der Russe, um auch die 
Schweiz zu säubern, unter fürchterlichen Verlusten im Winter den St. Gott- 
Harb. Aber er fand die Franzosen siegreich am Vierwaldstätter See und 
schlug sich in erneuter Mühsal ins vordere Rheintal durch. Dann wurde 
der alte Held heimgerufen und starb in der Ungnade seines Kaisers. 
5. Frankreich hatte seit einem Jahrzehnt alle Schrecken der Revo¬ 
lution und des Krieges über sich ergehen lassen. Bittere Not und helle 
Zwietracht herrschten im Land. Alles sehnte den Frieden herbei. Schon 
hatte der Abbe Sieges eine neue Verfassung vorbereitet. Bonaparte 
aber sprengte kurz nach seiner Heimkehr durch seine Soldaten den Rat 
der Fünfhundert auseinander, der im Schlosse St. Cloud tagte. Das mar 
der Staatsstreich vom 18. Brumaire. Alsbald verlieh er dem 1799 
Land eine andere Verfassung, an der er selbst bis zur Erschöpfung seiner 
Kräfte mitarbeitete. Die Leitung des Staates lag drei Konsuln ob, 
die auf zehn Jahre gewählt wurden; Bonaparte selbst als Erster 
Konsul war tatsächlich Monarch: ihm stand die Besetzung der Ämter 
und die Entscheidung über Krieg und Frieden zu. Eine Volksvertretung 
gab es nur noch zum Schein. Dafür machte er der blutgierigen Räuberei 
der Sansculotten ein Ende und sorgte für Sicherheit des Lebens und des 
Eigentums wie für die Freiheit des Glaubens. 
„Die Revolution ist beendet," rief er in einem Erlaß dem französischen 
Volke zu, das in einer allgemeinen Abstimmung die neue Verfassung 
fast einhellig annahm. 
6. Nun galt es, den Frieden herzustellen. Den Feind vollkommen 
überraschend, ging Bonaparte in meisterhaftem Zug über den Großen 
St. Bernhard, um Österreich zu überwinden. In hohlen Baumen 
ließ er die Kanonenrohre hinüberschleppen und umging nachts das Fort 
Bard am Ausgang des Passes. Wieder zog er in Mailand ein: er stand 
im Rücken der Österreicher, die soeben Genua eingenommen und die Unter-
	        
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