Full text: Praxis des heimatkundlichen Unterrichts

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Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer 
anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur 
in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene 
Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem 
Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen 
schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und 
eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei 
und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein 
Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink- 
Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat 
wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen 
tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen- 
beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent- 
standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin- 
rafften. 
Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die 
Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit 
in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und 
waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends 
die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen 
Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast- 
stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als 
ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt- 
schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das 
Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der 
Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die 
Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber 
hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns 
noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran. 
Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um- 
geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten 
an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg 
und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und 
Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie 
hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel 
und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach 
Gütersloh dreimal Zoll entrichten uud mit viererlei Münzen seine Zeche 
zahlen. 
Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte. 
Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von 
Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-' 
richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch 
die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr- 
stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im 
Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor 
dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige
	        
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