Full text: Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen

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III. Das Haus Luxemburg (1373—1415). Für den noch unmündigen 
Wenzel übernahm Kaiser Karl selbst die Regierung der Mark Branden- 
bürg, wo er die tief erschütterte Ordnung wieder herzustellen bemüht war. 
Als nach seinem Tode Wenzel die Kaiserwürde erhielt, bekam dessen Bruder 
Sigismund Brandenburg. Er ließ das Land durch Statthalter verwalten; 
ihre Erpressungen, sowie die Gewaltthätigkeiten der Raubritter steigerten die 
Not des Volkes aufs höchste. Selbst die größeren Städte konnten sich kaum 
vor den Überfällen der adeligen Räuber und Landbeschädiger schützen. Da 
kam eine bessere Zeit mit der Herrschaft der H o h e n z o l l e r n. 
IV. Die hohenzollernscheu Kurfürsten (1415—1701). 
Das hohenzollernsche Haus, dessen Stammvater der Graf Burchard von 
Zollern in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts war, hat zu seiner Wiege die in Schwaben 
auf der rauhen Alb bei Hechingen gelegene Stammburg der Grafen von Hohenzollern. 
Ein Zweig dieses Stammes wurde nach Franken verpflanzt und erhielt von Kaiser Hein- 
rich VI. um 1190 die Burggrafschaft Nürnberg. Die Burggrafen erwarben all- 
mählich beträchtlichen Länderbesitz und genossen großes Ansehen im Reich. Der Burggraf 
Friedrich HI. erhielt von Rudolf von Habsburg die Erblichkeit der Burggrafenwürde; er 
trug in der Schlacht auf dem Marchfelde die Sturmfahne und entschied Rudolfs Sieg. 
Friedrich IV. entschied die Schlacht bei Mühldorf 1322 zu Gunsten Ludwigs des Bayern; 
seinem Enkel Friedrich V. wurde von Kaiser Karl IV. der fürstliche Stand erneuert. 
Er verteilte sein Land unter seine beiden Söhne, so daß der ältere, Johann, das Land 
auf dem Gebirge (Bayreuth), der jüngere, Friedrich VI., das Land unterhalb des Ge- 
birges (Ansbach) bekam. , 
1. Friedrich I. (1415—1440). Kaiser Sigismund setzte (1411) den um 
seine Erhebung zur Kaiserwürde sehr verdienten Burggrafen von Nürnberg, 
Friedrich VI. von Hohenzollern, zum „vollmächtigen gemeinen Verweser 
und obristen Hauptmann" ein, „um mit Gottes Hilfe die Mark aus ihrer 
jammervollen Lage zu erretten". Aber der trotzige Adel, an dessen Spitze 
die Familie Quitzow stand, wollte sich der Herrschaft des neuen Statt- 
Halters nicht unterwerfen. Da mußte Friedrich Gewalt brauchen. Um die 
feindlichen Burgen rascher zu bezwingen, bediente er sich der neuen Er¬ 
findung der Donnerbüchsen. Namentlich soll ihm dabei eine große Donner- 
büchse dienlich gewesen sein, welche die Bauern „die faule Grete" nannten. 
So eroberte der Burggraf in kurzem die festen Schlösser alle. 
Nachdem so der Burggraf Friedrich sich in den wenigen Jahren seiner 
Statthalterschaft schon so große Verdienste um das Land erworben hatte, 
übertrug ihm der Kaiser 1415 auf dem Konzil zu Konstanz das Markgraf- 
tum Brandenburg nebst der Kur- und Erzkämmererwürde erbeigentümlich. 
Mit diesem Friedrich VI., der sich nun als Kurfür st vonBrandenburg 
Friedrich I. nannte, beginnt die Reihe der Hohenzollernschen Kur- 
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