Full text: Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen

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mahlin des Brutus, die ihren Gatten und die Republik nicht überleben wollte und daher 
nach dem Tode ihres Gatten sich das Leben nahm; so Octavia, die Gemahlin des An- 
tonius, die, von diesem schmählich verlassen und verstoßen, sich der Erziehung seiner Kinder 
widmete. 
3. Geistige Bildung, Kunst, Wissenschaft. Wie die Griechen 
durch ihre geistigeBildung unter den Völkern des Altertums hervor- 
ragten, so waren die Römer das größte Herrschervolk. Kein anderes 
Volk hat so wie sie es verstanden, einen Staat zu schaffen und groß und 
mächtig zu machen. Daher gelangten sie von den kleinsten Anfängen aus 
allmählich zur Weltherrschast, daher zur vollkommensten Ausbildung des 
Kriegswesens, ber Staatsverwaltung und der Rechtspslege. 
Auch die Religion, die mit dem nüchternen Dienst heimischer Gottheiten 
die Verehrung griechischer Götter verband, war wesentlich Staatsreli- 
gion, unter der Leitung des Staates stehend und seinen Zwecken dienend. 
Höhere geistige Bildung entwickelte sich erst spät und wurde nie Ge- 
meingut des Volkes, sondern blieb Eigentum der Vornehmeren. Erst nach der 
Unterwerfung Unteritaliens und Siciliens und besonders nach der Eroberung 
Griechenlands, als eine große Menge griechischer Kunstwerke nach Rom kam, 
und griechische Künstler, Dichter und Gelehrte sich dort niederließen, reiften 
allmählich Künste und Wissenschaften heran, die später im Zeitalter des 
Augustus ihre höchste Blüte erreichten. Doch blieben die Griechen un- 
erreichbare Vorbilder sür die roheren, weniger kunstsinnigen Römer. 
Die Baukunst brachte schon in früherer Zeit gewaltige Werke hervor, 
indem die Römer den von den Etruskern überkommenen Bogenbau zu groß- 
artigen praktischen Bauwerken, wie: Heerstraßen, Brücken, Wasserleitungen 
(Aquädukten), verwendeten (s. Tas. IV, 9). 
Den Gewölbebau bildeten die Römer in 3 verschiedenen Systemen aus: Tonnen- 
gewölbe, Kreuzgewölbe und Kuppel. 
Als die Römer die griechische Kunst kennen lernten, verband sich mit 
dem etruskischen Vogenbau der griechische Säulen bau; in 
dieser Verbindung besteht das Wesen des römischen Baustiles. Unter den 
drei griechischen Säulenordnungen bevorzugten die Römer den korinthischen 
Stil. 
Unter den verschiedenen Arten von Bauwerken sind folgende hervorzuheben: Das 
rö misch eH au s enthält folgende Räume: vestibulum(Eingang), ostium (Gang), atrium 
(Hof), um dieses herum die Zimmer, dahinter das tablinum (Staatszimmer), dahinter 
das peristylium (Säulenhof) mit dem viridarium (Garten); daneben der Speisesaal und 
die Küche. (S. Taf. IV, 2 u. 3.) — Die Tempel und die Theater entsprachen im 
wesentlichen den griechischen Vorbildern. — Das Amphitheater, für die Gladiatoren- 
und Tierkämpfe bestimmt, hat eine ovale Form; in der Mitte ist die arena (Kampfplatz), 
ringsherum die Zuschauersitze. — Der Circus (Rennbahn), für die Wagen- und Pferde- 
rennen bestimmt, bildet ein langes, schmales Rechteck, das an einer der kurzen Seiten ab-
	        
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