Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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wurden jetzt die Schätze der alten griechischen Bildung, welche in dem oft- 
römischen Reiche bewahrt geblieben waren, durch Gelehrte, die nach Italien 
auswanderten und dort namentlich am Hofe der M e d i c e e r zu Florenz gast- 
liche Aufnahme fanden, im Abend lande bekannt und verbreitet. Durch diese 
Wiederherstellung der Wissenschaften wurde ein mächtiger Aufschwung 
des geistigen Lebens der Völker bewirkt. 
Unter den Männern, welche in Deutschland die Wissenschaften am bedeutendsten 
hoben (Humanisten), zeichneten sich aus: Reuchlin von Pforzheim, der zuerst die he- 
britische Sprache lehrte und dadurch den Urtext des Alten Testaments zugänglich machte, 
und Erasmus von Rotterdam, der zuerst das Neue Testament im griechischen Urtext 
herausgab (beide Männer um 1500). 
§ 52. (112.) 
Entdeckungsfahrten der Portugiesen. 
Die Entdeckung neuer Länder, welche auf den weiteren Verlauf der 
Weltgeschichte von tiefgreifendem Einflüsse war, ging von den S e es a h r t en 
der Portugiesen aus. 
1. Heinrich der Seefahrer. Der durch die Kreuzzüge angeregte 
Handelsverkehr mit dem Morgenlande, welcher namentlich durch die italie- 
nischen Seestädte Venedig und Genua schwungvoll und gewinnreich be- 
trieben wurde, war dadurch erheblich erschwert und eingeschränkt, daß die 
kostbaren Erzeugnisse Indiens von den Europäern nicht unmittelbar aus In- 
dien selbst geholt, sondern nur an der Ostküste des Mittelmeers, namentlich 
in Alexandria, durch Vermittlung der Araber bezogen werden konnten, die 
den Handel mit dem inneren Asien ganz in Händen hatten. Seit nun die 
Küsten Vorderasiens und Nordafrikas in die Hände der Türken gefallen 
waren, wurde dieser Handelsverkehr gestört, und daher trat immer stärker 
das Bestreben hervor, einen Seewegnach Indien aufzufinden. Indien 
konnte zur See nur erreicht werden durch UmfchiffungAfrikas, dessen 
Westküste und Ausdehnung nach Süden hin noch unbekannt war. Die Er- 
sorschung der afrikanischen Küste wurde nun namentlich von dem Infanten 
Heinrich dem Seefahrer, dem Sohne des Königs von Portugal, mit 
Eifer betrieben. 
Unter seiner Leitung begannen Entdeckungssahrten, welche günstige Erfolge 
hatten: Porto Santo, Madeira und die kanarischen Inseln, dann die Azoren, die Inseln 
des grünen Vorgebirges und die Küsten von Guinea wurden aufgefunden, und nicht lange 
nach Heinrichs Tode (1463) wurde auch der Äquator, vor dessen Sonnenglut man sich so 
sehr gefürchtet, überschritten. 
2. Diaz und Vasco de Gama. Endlich gelang es dem kühnen See- 
fahret Bartholomäus Diaz, die Südspitze von Afrika zu erreichen, 
1486. Er nannte sie das Vorgebirge der Stürme; denn schreckliche Stürme
	        
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