Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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wohnte, Gewerbe trieb und von einem mächtigen Könige beherrscht wurde. Doch gelang 
es Cortez, mit seinem kleinen Heere bis zur Hauptstadt vorzudringen, durch List und 
Tapferkeit sowie durch rücksichtslose Grausamkeit den Widerstand der unkriegerischen 
Mexikaner, denen der Anblick der nie gesehenen Streitrosse der Spanier und der Donner 
ihrer Kanonen Entsetzen einflößte, zu überwältigen und das ganze ausgedehnte Land der 
Herrschaft des Königs von Spanien zu unterwerfen. 
3. Pizarro (1532). Nicht lange danach entdeckte und eroberte ein anderer 
Spanier, Franz Pizarro, das Goldland Peru (1532), das gleichfalls von einem ge- 
sitteten, friedliebenden Volke bewohnt war. Über dieses Volk herrschten die Jnkas, 
die sich „Sonnenkinder" nannten, weil sie ihren Ursprung von der Sonne ableiteten! 
Tapfer und thatkräftig wie Cortez, an Grausamkeit ihn übertreffend, wußte Pizarro, 
durch rohe Gewalt und treulosen Verrat die Herrschaft der Jnkas zu stürzen und das 
reiche Land in den Besitz der Spanier zu bringen. Um den Verkehr mit dem Mutter- 
lande zu erleichtern, gründete er an der Küste die neue Hauptstadt Lima, und scharen- 
weise strömten bald habgierige Einwanderer in das neuentdeckte Land, um sich dort 
anzusiedeln und zu bereichern. 
4. Magalhaens und die erste Erdumsegelung 1519-1522. Der von Columbus 
gesuchte westliche Seeweg nach Indien war zwar durch das zwischenliegende Amerika 
zunächst versperrt; doch gab man den Gedanken nicht auf, eine Durchfahrt in den jen- 
seitigen Ocean aufzufinden und dadurch nach Asien zu gelangen. Dieser Plan wurde 
durch den in spanischen Diensten stehenden Portugiesen Ferdinand Magellan 
(Magalhaens) 1519—1522 ausgeführt. Er schiffte durch die Meerenge, welche nach ihm 
Magellan-Straße genannt wurde, um Südamerika herum. Dann fuhr er durch den 
großen Ocean, den er so ruhig fand, daß er ihn das Stille Meer nannte. Endlich 
gelangte er in den indischen Archipel, fand aber auf einer der Philippinen in einem 
Gefecht mit den Eingeborenen den Tod. Der kleine Rest seiner Mannschaft (nur noch 
13 Mann) kehrte, das Kap der guten Hoffnung umsegelnd, 1522 nach Spanien zurück. 
So war in dreijähriger Fahrt die erste Reise um die Welt vollbracht. Es dauerte 
über 50 Jahre, bis der Engländer Franz Drake zum zweitenmale die Erde umsegelte. 
5. Folgen der Entdeckungen. Die großen Länderentdeckungen waren von den 
wichtigsten Folgen. Ein neuer Erdteil trat in die Geschichte ein. Der historische Schau- 
platz erweiterte sich. Amerika gewann eine weltgreifende, stets zunehmende Bedeutung. 
Zwar war es bei seiner Entdeckung eine größtenteils mit Urwald bedeckte unermeßliche 
Wildnis; aber die Fruchtbarkeit des Bodens und der unerschöpfliche Reichtum an Edel¬ 
metallen bewogen bald zahlreiche Europäer, namentlich Spanier, zur Einwanderung und 
Niederlassung in der neuen Welt. Freilich war es meist nur ungezügelte Habsucht, 
welche die Ankömmlinge herbeiführte. Gewalttätigen Sinnes, voll gewissenloser Grau- 
samkeit legten sie den Eingeborenen das schwerste Joch auf. Sie zwangen die Indianer 
unter schmachvollen Mißhandlungen zu den härtesten Arbeiten in den Bergwerken und 
Pflanzungen, so daß die Unglücklichen massenweise der ungewohnten Last erlagen. Ver- 
gebens suchte der edle Priester Las Casas das Los der Unterdrückten zu erleichtern. 
Da kam et auf den Gedanken, statt der schwächlichen Indianer die kräftigen Neger 
aus Afrika zur Arbeit zu empfehlen. Sein Vorschlag fand Eingang. Aber die Folge 
war, daß nun der NegerfklavenHandel aufkam, der über drei Jahrhunderte hin- 
durch als eine Schmach für die Menschheit bestanden hat und erst in unseren Tagen 
abgeschafft worden ist. 
Andrit-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. II. Q
	        
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